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Warum wir viel öfter umziehen sollten

Umziehen ist ein bisschen so wie eine Geburt. Währenddessen fragst du dich, wie du so dämlich und naiv sein konntest, dich darauf einzulassen. Kaum ist es überstanden, verblassen die gruseligsten Eindrücke so schnell, wie die neue Ordnung im Kleiderschrank. Die ersten Wochen danach sind Ausnahmezustand, bis der Alltag sich neu sortiert hat. Der Unterschied: Umziehen geht immer, das Kinderkriegen hat Grenzen. Sitzen geht nach einem Umzug besser, das Ergebnis einer Geburt ist natürlich sehr viel schöner.

Schöner wohnen oder besser leben

Trotzdem und obwohl ich gerade einen hinter mir habe (mit Kleinkind, geschlossener Kita und ohne Oma) möchte ich eine Lanze für den Umzug brechen. In der Regel verbessern wir uns ja mit einem Wechsel der Bleibe, und mit verbessern meine ich nicht unbedingt „vergrößern“, „goldenere Wasserhähne“, „von Laminat zu Parkett“, „von Wohnung zu Haus“. Mit verbessern meine ich, dass wir die Umstände unseres Wohnens mit einem Umzug meistens an unsere Lebensumstände anpassen, und das ist dann meistens besser. Wir ziehen zum Beispiel näher an unsere Arbeitsstelle, wir ziehen in eine kleinere Wohnung, weil wir uns eine große nicht (mehr) leisten können oder wir uns getrennt haben, wir ziehen aus der Stadt aufs Land, weil uns die Stadt nervt, oder wir ziehen vom Landhaus in die Stadtwohnung, weil die Kinder aus dem Haus sind und wir wieder Lust auf Stadt haben.

Times change – Revoluzzer become parents

Als ich das elterliche Haus mit 19 Jahren Richtung WG-Zimmer mit Che-Guevara-Poster über dem Küchentisch verließ, empfand ich das schon als äußerst komfortabel – entsprechend meiner damaligen Bedürfnisse nach Freiheit und Selbstständigkeit. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich 18 Jahre später freiwillig und gerne aus einer großen Altbauwohnung im gepflegten zentralen Mulikulti-Viertel der Stadt in ein Reihenendhaus am Stadtrand ziehen würde. Und vor allen Dingen: diesen Akt als Verbesserung empfinden würde. So ändern sich die Lebensumstände. Dafür hat unser gerade zweijähriger Sohn Oscar jetzt einen Garten und läuft nicht bei jedem gemeinsamen Verlassen des Hauses Gefahr, direkt vor ein Auto zu geraten. Das fußläufige Erreichen der Innenstadt tagsüber oder auch zu Ausgehzwecken verliert zudem rapide an Wert, sobald eine Familie gegründet ist und dann auch noch Geld verdient werden muss.

Weg mit den alten Schrullen, züchten wir uns neue!

Was noch fürs Umziehen spricht? Das Entlüften des Hab und Guts, die neue Ordnung sowie das Brechen eingefahrener Gewohnheiten. Als Nichtwegschmeißerin von Kleidung (vieles hole ich nach Jahren wirklich wieder raus und trage es) trenne ich mich anlässlich des Packens von Umzugskartons dann doch vom ein oder anderen und entsorge meist mehrere Säcke in die Altkleidersammlung. Das Gleiche gilt für den vielen Schund in Keller und Garage. Und ist dann alles eingeräumt, haben wir zumindest für einige Wochen den perfekten Überblick. Wir wohnen frischrenoviert und geputzt. Wenn die Partnerschaft die Prüfung überstanden hat, schweißt die Freude über das gemeinsam Geschaffte zusammen.

Als Gewohnheits- und Ritualfreak finde ich es außerdem und vor allen Dingen erfrischend und wichtig, ab und zu gewohnte Routinen verlassen zu müssen. Von „erst Kaffeetrinken oder erst anziehen“ über den neuen Weg zur Arbeit und woanders einkaufen (wie im Urlaub) bis zum neuen Kennenlernen vieler Menschen. Neben den neuen Nachbarn haben wir beim Suchen nach Nachmietern auch Menschen kennengelernt, mit denen die ersten Weingläser und Kaffeebecher bereits geleert wurden.

Murmeltier grüßt

So waren wir schon eine gute Woche nach dem Umzug sehr zufrieden und Oscar hatte schon die erste Schneeballschlacht im eigenen Garten geschlagen. In einem Jahr wären wir dann bestimmt wieder bereit, falls sich unsere Lebensumstände ändern  sollten. Oder doch erst wieder eine Geburt…

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