Auf meiner Mode-Attraktivitätsliste stand er bis vor zwei Monaten noch ganz unten: Der Daunenmäntel. Es war mir immer ein Rätsel, warum all die mitteleuropäischen Großstädter in diesen exorbitant aufgeblasenen Teilen herumlaufen, obwohl in unseren Regionen allerhöchstens mal an vier Tagen im Jahr leichter Bodenfrost herrscht. Aber dann war ich im Januar in den Bergen, und mit dem Wetter kam es ganz dicke. Auf dem Kronplatz minus 14 Grad am Morgen, minus 4 Grad am Mittag, minus 19 Grad in der Nacht. In meinem wollenen Wintermäntelchen fror ich wie ein Schneider, und dringend musste ein Teil her, das mich vor dem Kältetod bewahren würde. Wir fuhren nach Bozen und dort fand ich es. Dezentes Dunkelblau, federleicht, schmal geschnitten und lang („Lang macht schlank“). Gefüllt, dem Hersteller zufolge, mit nachhaltig verarbeiteten Gänsedaunen. Es versprach Kälteresistenz bis minus 30 Grad, eine wandelnde Wärmflasche sozusagen. Mit einem stabilen Zweiwege-Reißverschluss mit Überdeckung, der sich von oben und unten öffnen lässt, praktischen Innentaschen und einer abnehmbaren Kapuze mit Fellbesatz. Ein qualitativ hochwertiges Modell, von dem ich lange etwas haben würde. Nie mehr frieren! freute ich mich und zückte lässig die Kreditkarte.
Ich hatte einen schönen Urlaub. Ich fror keine Sekunde. Kopf unter Fellkragen war ein gutes Selfie-Motiv für unseren Instagram-Account.
Aber nun bin ich wieder zu Hause.
Am ersten Sonntag nach der Rückkehr ging ich ins Museum. Ich war noch im Urlaubsmodus und trug die dicke Daune, Mütze und die leichten Bergschuhe, weil sie so schön bequem sind. Die Leute starrten mich an, als hätte ich mich verirrt, weil ich ja eigentlich den Mount Everest besteigen wollte. Daher musste als Erstes die Kapuze des Mantels dran glauben. Danach habe ich vorm Spiegel verschiedene stadttaugliche Looks ausprobiert. Entschieden habe ich mich für eine Kombi mit eleganten Schuhen und einer Hose in knalligem Frühlings-Grün. Ganz okay, finde ich. Schauen Sie doch mal!