Vor ungefähr 50 Jahren im Alter von fünf Jahren war ich mit meinem Vater einkaufen. Es sollte eine neue Hose werden. Die Verkäuferin legte ihm drei Hosen vor, er solle eine aussuchen. „Fragen Sie nicht mich“, sagte er, „fragen Sie meine Tochter, die soll sie ja schließlich auch tragen…“.
Das war meine erste und vielleicht allerwichtigste Erfahrung, wenn es um Mode geht.
Und auch wenn ich mich nicht mehr an die Hose erinnere, so hat mich die Erkenntnis, dass es bei Kleidung um mich, um meinen Geschmack, meine Vorlieben, meine Meinung, meine Persönlichkeit geht, doch nie wieder verlassen.
In den vielen Jahren, die seitdem ins Land gezogen sind und in denen ich die ein oder andere Erfahrung mit Kleidung gemacht habe, sind diese weiteren hinzugekommen:
1. Man sollte nur zu 100% perfekte Sachen kaufen
Etwas zu groß, etwas zu klein, sitzt nicht so richtig, fühlt sich nicht so richtig gut an, die Farbe ist nicht so hunderprozentig… egal was es ist, wenn man nur den geringsten Zweifel hat, sollte man es nicht kaufen. Vor allem sollte man nie etwas kaufen, das (noch) nicht passt, in der Hoffnung, dass es dann irgendwann mal passt. Kleidung sollte immer sofort glücklich machen. Etwas, das im Kleiderschrank hängt und jedes Mal flüstert, Du bist zu dick für mich, macht keinen Spaß. Das gleiche gilt für Kleidung, die man nur kauft, weil sie gerade runtergesetzt ist und „ein echtes Schnäppchen“ ist oder Kleidung, die gerade super angesagt ist, aber eben nicht zum eigenen Stil passt und einen nur verkleidet aussehen lässt.
Damit wird Shopping zu einer Art Schatzsuche, bei der viele Kleidungsstücke in den Blick genommen werden, aber nur die absoluten Highlights auch mit nach Hause dürfen. Das vermeidet Frustkäufe und führt dazu, dass ich zwar nur wenige Stücke kaufe, die dann aber hundertprozentig zu mir passen und die ich lange trage und liebe und für die ich dann auch bereit bin, etwas mehr auszugeben.
2. Eine gute Garderobe kann man mit einem guten Schneider noch besser machen
Wer in qualitativ hochwertige Kleidung investiert, sollte sich auf die Suche nach einem guten Schneider machen. Sowohl diese Erkenntnis als auch meinen superguten Schneider habe ich meiner Mutter zu verdanken.
Herr Ciftci hat viele Jahre für namhafte Designer unter anderem in Düsseldorf gearbeitet bevor er sich mit seinem eigenen Geschäft in Recklinghausen-Süd selbstständig gemacht hat. Er repariert Kleidung so, dass sie hinterher noch besser aussieht als vorher, zaubert die schönsten Ausschnitte in zu hoch geschlossene Oberteile und auch als ich mir letztens ein Loch in den Ärmel meines neuen Diane von Fürstenberg Kleides geschnitten hatte (fragen Sie nicht!), hatte er die perfekte Lösung.
Kein Schnitt ist für ihn zu kompliziert, kein Stoff, mit dem er nicht zurecht kommt, keine Idee, die er nicht umsetzen kann. Gefühlte 50% meines Kleiderschrankinhaltes hatte er schon in den Händen. Wenn Sie so einen Schneider finden, halten Sie ihn gut fest, er ist Gold wert.
Exklusive Schneiderei und Änderungsatelier Ciftci
Horsthauser Straße 1
44654 Recklinghausen
Tel. 01792191351
3. Wenn etwas richtig gut ist, kaufen Sie gleich zwei davon
Manchmal stimmt einfach alles, dann sollten Sie zuschlagen. Die perfekten Reiseschuhe (Melissa x Campana Ballerinas, mehr darüber hier), die knitterfreie Plisseejacke von Peter O. Mahler, die jedes Outfit aufwertet, das zeitlose schwarze Oberteil von COS mit neuem V-Ausschnitt von Herrn Ciftci, sie alle gibt es gleich zwei Mal in meinem Kleiderschrank. Die zweiten Exemplare habe ich dann meistens am Ende der Saison im Sale ergattert.
In einigen Fällen habe ich Kleidungsstücke auch noch mal in einer weiteren Farbe gekauft. Die Heattech Shirts von Uniqlo zum Beispiel habe ich gleich in fünf Farben, denn sie sitzen einfach perfekt, fühlen sich toll an und sind auch auf Reisen unkomplizierte Begleiter (die habe ich hier schon einmal vorgestellt). Und auch die superleichten Loqi Rucksäcke habe ich in Rosegold, Gold, Silber und Schwarz, denn sie sind einfach perfekt.
Natürlich macht das nur Sinn bei qualitativ hochwertigen und vor allem zeitlosen Stücken, von denen man weiß, das sie genau zu einem passen. Sie werden es nicht bereuen.
4. Wer hohe Schuhe liebt, sollte sie tragen und immer ein Paar flache, leichte Ballerinas in der Tasche haben
Wenn es etwas gibt, von dem ich wirklich nicht genug bekommen kann, dann sind das Schuhe. Sehr gerne auch welche mit hohem Absatz. In Nullkommanichts machen sie jedes Outfit noch ein klein wenig schärfer, femininer, eleganter. Das aber auch wirklich nur, wenn man gut darauf laufen kann. Bei richtig hohen Hacken geht das auch für Geübte nur für begrenzte Zeit. Da hilft es ganz ungemein, wenn man sie nur dann trägt, wenn sie auch gesehen werden und nicht schon auf dem Weg dahin.
Wenn Sie also so wie ich eine Reihe Taxischuhe in Ihrem Schuhschrank beherbergen, dann rate ich Ihnen zum Erwerb eines passenden flachen Pendants. Ich persönlich schwöre auf Ballerinas von Pretty Ballerinas, die es in jeder erdenklichen Farbe passend zu jedem Outfit gibt. So kommen Sie entspannt zu Fuß zum Event und auch wieder nach Hause und können vor Ort auch noch entspannt in Ihren Highheels lächeln.
Wer wenig Platz hat, kann statt Ballerinas auch Leguano Barfußschuhe einstecken. Die sind klein und leicht und sehen ein bisschen aus wie Designerschläppchen. In jedem Fall sollten die flachen Ersatztreter aber auch zum Outfit passen, und für den Fall, dass die Party einfach sensationell gut ist und Sie bis in die frühen Morgenstunden durchtanzen, dann tun sie das – egal ob hoch oder flach – von Kopf bis Fuß in style.
5. Man sollte sich zu allererst immer für sich selbst chic anziehen
Kennen Sie diese Menschen, die ihre schönsten Kleidungsstücke tief im Schrank vergraben und nur zu ganz besonderen Gelegenheiten heraus holen. „Die sind ‚für gut'“, sagen sie dann oft. Diese Denke kommt noch aus einer Zeit, als Menschen genau zwei Kleider besaßen. Eines zum Arbeiten in der Woche, eines für Sonntage. Damals machte das durchaus Sinn, denn es wurde auch nicht oft gewaschen. Heute macht das überhaupt keinen Sinn mehr.
Kleidung ist immer Ausdruck von Persönlichkeit, Kleidung macht Spaß und oft auch glücklich, zumindest die, die richtig passt, gut sitzt und eine gute Qualität hat. Diese Chance sollte man seiner Kleidung an jedem Tag geben, denn bevor man sich versieht, passt das gute Stück nicht mehr oder ist aus der Mode gekommen. Viel wichtiger aber noch: diese Chance sollte man vor allem sich selbst geben!
Weil Sie es wert sind!
Viele Menschen haben Angst davor, sich im Alltag „schön zu machen“. „Die sieht ja aus wie ein Pfingstochse!“, ist vielleicht die Bemerkung, die viele Frauen von ihren Nachbarinnen am meisten fürchten. Am Pfingstsonntag wird mancherorts das Vieh an diesem Tag zum ersten Mal in einer Prozession durch den Ort auf die Weide getrieben. Das schönste und kräftigste Tier wird mit Blumen und Bändern geschmückt und führt die Herde an.
Mein Rat ist daher: Geben Sie alles. Ziehen Sie immer das Schönste an, das Sie haben. Ohne Grund, ohne Date, für keinen anderen Menschen und auch ganz ohne speziellen Anlass. Nur für sich selbst. Seien Sie der Pfingstochse und nicht die dumme Kuh dahinter!
6. Für gute Unterwäsche kann man gar nicht genug Geld ausgeben
Sie kennen bestimmt diese Statistik, nach der 80% aller Frauen ihre richtige BH Größe nicht kennen. Gerade mit ein bisschen mehr Holz vor der Hütte, macht es großen Sinn, sich einmal in einem Fachgeschäft ausmessen und gut beraten zu lassen. (Mein Lieblingsunterwäscheladen ist Bravissimo in London. Ein Paradies für Frauen mit Körbchengröße D aufwärts.)
Ein perfekt sitzender BH kann im wahrsten Sinne des Wortes zaubern. Er entlastet den Rücken und die Schultern, zaubert ein schönes Decollete und sorgt dafür, dass alles bleibt wo es hingehört. Es ist eine Investition, die Sie niemals bereuen werden. Und wenn Sie schon mal dabei sind, kaufen Sie gleich mindestens drei passende Höschen dazu. Unterwäsche sollte immer zueinander passen.
Denn auch wenn es niemand außer Ihnen selbst sieht: Das Drunter sollte immer so schön sein, dass Sie für den Fall der Fälle das Drüber auch fallen lassen könnten.
7. Die richtige Haltung und ein Lächeln sind 1000 mal wichtiger als teure Designerklamotten.
Bei aller Liebe zur Mode, es ist nicht das Label, das ein Outfit gut macht. Mal ganz abgesehen davon, dass Geld eh selten ein Garant für guten Geschmack ist. Ein noch so guter Mantel sieht nach nichts aus, wenn seine Trägerin sich darin mit gebeugtem Kopf an den Wänden entlang schleicht. Und ein günstiges Zara-Kleidchen sieht mit der richtigen Haltung aus wie ein teurer Designerfummel, wie wir an Kate Middleton immer wieder sehen können.
Unsere Outfitentscheidungen sollten uns immer glücklich machen. Das können günstige Secondhand Kleider mit Geschichte wie Ursels Guccikleid sein, genau so wie maßgeschneiderte Roben wie Tanjas Abendkleid.
Wer sich wohlfühlt und ein Kleidungsstück aus Überzeugung trägt, sieht darin auch immer gut aus, weil die eigene Persönlichkeit durchscheint und alles andere überstrahlt.
Denn viel wichtiger als die Kleidung ist und bleibt immer noch die Person, die sie trägt.
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