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Rebellinnen: Jeanne Moreau

Lernen von den Besten: Jeanne MoreauLernen von den Besten. Zum Beispiel, wie man als ältere Dame ein hübsches junges Ding glatt ausspielt. Hier mit der souveränen Jeanne Moreau und dem engelsgleichen, aber harmlosen jungen Hüpfer Vanessa Paradis bei der Eröffnung des Filmfestivals in Cannes im Mai 1995. Jeanne Moreau soll geehrt werden, sie sitzt, 67 Jahre alt, in einem hochgeschlossenen Abendkleid, natürlich schwarz und glitzernd, in der ersten Reihe. Sie sieht unglaublich gut aus, als sie mit einer schmollend wirkenden Miene, für die sie berühmt wurde, in die Kamera blickt.

Der Moderator kündigt an, dass als Hommage an Jeanne Moreau, dem Stargast, Vanessa Paradis auftreten werde. Paradis, 44 Jahre jünger als Moreau, trägt Engelshaar und einen Hauch von Abendkleid. Leise beginnt sie zu singen. Natürlich DEN Moreau-Klassiker aus der zauberhaften Dreiecksgeschichte „Jules et Jim“: „Le tourbillon de la vie“ (über den Strudel des Lebens). Ganz nett anzusehen, ganz nett anzuhören. Vanessa Paradis kann nicht wirklich singen, sie haucht mehr als dass sie singt. Wirklich magisch wird die Szene in dem Moment, in dem Jeanne Moreau mit ihrer dunklen Stimme in den Gesang einstimmt. Auch sie kann nicht wirklich gut singen, aber das tut sie sehr charmant. Es wird deutlich, dass Jugend etwas Schönes, aber eben doch nicht alles ist. Hören Sie doch mal rein, wenn Sie mögen. (Leider muss man erst die Werbung und ein paar dunkle Sekündchen abwarten, bevor der denkwürdige Auftritt der Diven beginnt.)

Jeanne Moreau war immer sie selbst, bis ins hohe Alter.

Sie war eine große Persönlichkeit. Ihr dunkler Blick und ihre dunkle Stimme verführten auf der Leinwand Generationen. Sie hat die größten Filmregisseure ihrer Zeit fasziniert, darunter François Truffaut, der angeblich über sie sagte, sie habe das Beste von der Frau und vom Mann. „Nicht zu mir“, versicherte diese 1993 in einem TV-Interview. Moreau wurde in dem Gespräch auch auf ihre Konkurrentin, die als „Urweib“ gefeierte und sechs Jahre jüngere Brigitte Bardot angesprochen. Sie antwortete elegant: In jedem Menschen gebe es einen männlichen und einen weiblichen Anteil, die im Laufe des Lebens gegeneinander ausgespielt würden, statt dass man beiden erlaube, sich zu entfalten – wie Moreau und Bardot. Voll Esprit und nie arrogant, so erlebte man die Moreau in späten Jahren als Fernsehgast – und dabei stets höflich, selbst bei den seltsamsten Fragen („Warum haben Sie sich ausgezogen?“ „Das ging bei einer Liebesszene nicht anders.“)

Die Tochter einer britischen Tänzerin und eines französischen Gastronomen studierte am Konservatorium in Paris und lernte an der Comédie Française klassisches Theater. Moreau hatte einen Riecher für den richtigen Weg. Sie spielte sogar am Broadway. 1948 debütierte sie beim Film, dort ging es flüssig voran, aber keineswegs rasch aufwärts. Ihren ersten größeren Erfolg hatte sie in Louis Malles „Fahrstuhl zum Schafott“. Malles Film „Die Liebenden“ über eine Frau, die wegen eines jüngeren Mannes ihre Familie verlässt, sorgte für einen Skandal, den sie freilich nicht brauchte, um berühmt zu werden. Sie spielte zahlreiche Hauptrollen in französischen und internationalen Produktionen unter den wichtigsten Regisseuren ihrer Zeit: Michelangelo Antonioni, Orson Welles, Roger Vadim, Luc Besson, Peter Brook oder Tony Richardson, später kamen Rainer Werner Fassbinder, Wim Wenders.

Und hier 10 Zitate von Jeanne Moreau:

  • Frauen fürchten nicht das Alter. Sie fürchten nur die Meinung der Männer über alte Frauen.
  • Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe schützt manchmal vor Alter.
  • Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern.
  • An meinen Schminkspiegel stecke ich immer einen vergilbten Zettel mit einem Spruch: „Und lass‘ das Selbst nicht fallen, denn das Selbst ist dein Freund und dein einziger Feind“.
  • Der Flirt ist ein Überbrückungskredit bis zur nächsten Liebe.
  • Die Arbeit stellt einen Menschen auf die Probe, es ist die beste Art, ihn kennenzulernen. Man sieht die Müdigkeit, die Konzentration, die Stärke, die Zerbrechlichkeit, auch die Komplexität der Beziehungen untereinander, man erlebt auch die Spannungen und den Respekt voreinander ganz anders.
  • Die Ehe könnte die schönste Sache der Welt sein, wenn es mehr Kür und weniger Pflicht gäbe.
  • Wenn eine Frau die Wahl zwischen einem Pelzmantel und einem Geliebten hat, wählt sie den Pelzmantel aus der Hand des Geliebten.
  • Wenn Frauenverführer wüssten, wie oft sie selbst die Verführten sind, wären sie sehr kleinlaut.
  • Diskussionen über das Alter haben für mich keinerlei Sinn. Was zählt, ist das Leben – und ich lebe gerne. Leute, die immer nur vom Alter reden, haben Angst. Und bringen sich dabei selbst um. Verführung hat kein Alter.
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