
„Imaginable“, auf Deutsch „Bereit für die Zukunft“, ist ein Buch für alle möglichen Menschen: Mitte 20-jährige Online-Gamer, Manager:innen in Führungspositionen, aber eben auch für Frauen über 50 und 60, die Angst vor der Zukunft haben.
Wenn jemand Ihnen sagt, Sie sollen an die Zukunft denken, sehen Sie dann einen Urlaub am Strand im nächsten Sommer, eine Hightech-Welt, in der Roboter die Menschen beherrschen oder ein Leben im Ruhestand, das vor allem daraus besteht, morgens nicht mehr um 7 Uhr aufstehen zu müssen?
Ging mir ähnlich.
Zukunft war in meinem Kopf irgendwie immer entweder sehr konkret bezogen auf ein konkretes Szenario (meistens positiv, etwas, auf das ich mich freue, manchmal aber auch angstbesetzt, etwas worüber ich mir Sorgen mache) oder ganz allgemein und sehr vage und dann auch ein bisschen utopisch oder dystopisch.
Dann las ich Imaginable von Jane McGonigal – und seitdem hat das Nachdenken über die Zukunft für mich nichts mehr mit Wunschdenken zu tun, sondern mit dem Zulassen unbequemer und herausfordernder Gedanken, mit innerer Stärke, mentaler Klarheit und einem neuen Blick auf das, was möglich ist.
Jane McGonigal ist keine Träumerin, sondern renommierte Zukunftsforscherin, Game-Designerin und Bestsellerautorin – und wahrscheinlich die einzige Frau auf diesem Planeten, die mit Computerspielen die Welt verbessern will. Kein Witz.
Sie promovierte in Performance Studies in Berkeley, entwirft seit Jahren sogenannte „serious games“ und hat sich darauf spezialisiert, Menschen durch spielerisches Denken widerstandsfähiger, kreativer und zukunftsfit zu machen. Mit ihren Büchern Reality Is Broken, SuperBetter und Imaginable bringt sie wissenschaftlich fundierte, aber absolut alltagstaugliche Methoden unter die Leute – ob es nun um persönliche Krisen, kollektive Zukunftsängste oder große gesellschaftliche Transformationen geht. Ihr Markenzeichen: radikale Hoffnung, messerscharfer Verstand und eine erstaunliche Fähigkeit, das scheinbar Unmögliche denkbar zu machen.
Jane McGonigal denkt nicht nur über die Zukunft nach – sie trainiert uns in Imaginable, sie zu gestalten. Und das ist für Frauen über 50, wie ich finde, besonders interessant.
McGonigal zeigt: Die Zukunft beginnt nicht irgendwo da draußen – sie beginnt in unserem Kopf. Sie spricht von der Vorstellungskraft wie von einem Muskel: Je öfter wir ihn bewusst trainieren, desto stärker wird er – und desto besser sind wir darauf vorbereitet, mit echten Veränderungen und Herausforderungen umzugehen.
Dabei geht es nicht um Fantasie, sondern um kognitive Fitness. Studien, auf die sie sich im Buch bezieht, zeigen: Menschen, die regelmäßig mögliche Zukünfte durchdenken – auch unbequeme oder überraschende – entwickeln nachweislich höhere Resilienz. Sie bleiben in Krisen ruhiger, treffen bessere Entscheidungen und finden schneller zurück in die Handlungsfähigkeit.
Ein Beispiel: McGonigal lud bereits 2010 Tausende Teilnehmerinnen ein, sich eine globale Pandemie vorzustellen. In dieser Übung sollten sie nicht nur überlegen, was passieren könnte, sondern konkret durchspielen, wie sie reagieren würden – emotional, praktisch, sozial. Zehn Jahre später kam COVID-19. Viele dieser Personen berichteten, dass sie sich psychisch deutlich stabiler fühlten als ihr Umfeld, weil sie sich bereits „geistig vorbereitet“ hatten.
McGonigal zeigt, dass Menschen, die regelmäßig Zukunftsszenarien durchspielen, weniger Angst vor dem Unbekannten haben. Zukunft wird von ihnen nicht mehr als Bedrohung erlebt, sondern als Spielraum für Gestaltung.
Und das Beste: Diese Art des Denkens kann man lernen – in jedem Alter. Auch mit 50, 60 oder 70.

Imaginable ist kein Selbsthilfe-Ratgeber im klassischen Sinn. Es ist ein Trainingsbuch für den Zukunftsmuskel.
Es lädt sie ein, sich täglich ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um Zukunftsszenarien zu simulieren, wie z. B.: Wie würde ich handeln, wenn meine Stadt plötzlich für drei Wochen vom Stromnetz getrennt wäre? Oder: Was, wenn es in zehn Jahren ein globales Grundeinkommen gäbe? Dieses Training stärkt psychische Resilienz, fördert Kreativität und erhöht die Fähigkeit, handlungsfähig zu bleiben, auch in Krisen.
Es sagt: Warten Sie nicht. Denken Sie weiter. Größer. Radikaler. Mutiger. Und es zeigt, wie Sie sich geistig auf Umbrüche vorbereiten – nicht aus Angst, sondern mit Vision.
Wenn Sie das Gefühl haben, sie vermeiden, über die Zukunft nachzudenken, weil sie Angst vor ihr haben, dann ist dieses Buch der erste Schritt. Denn Zukunft denken lernen heißt auch: sich ihr nicht ausgeliefert zu fühlen, sondern sich als aktiv Gestaltende zu sehen.
Das gilt auch für unsere eigene ganz konkrete Zukunft. Wenn wir heute einen konstruktiven Blick auf das Morgen trainieren, wird uns das Morgen nicht so schnell umhauen und uns heute nicht so viel Angst machen.
Ich kann das Buch wirklich empfehlen.
„Bereit für die Zukunft. Das Unvorstellbare denken und kommende Krisen besser meistern — Mit interaktiven Szenarien zu Klima, Sicherheit, Wirtschaft“ (Originaltitel: Imaginable) von Jane McGonigal gibt es zum Beispiel hier: https://www.penguin.de/buecher/jane-mcgonigal-bereit-fuer-die-zukunft/buch/9783328602576
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