Als Frau würde ich niemals alleine in irgendeine eine Kneipe oder Bar gehen, um dort etwas zu trinken. Essen gehen, in einem Café sitzen, alles kein Thema. Aber alleine abends an einer Bar zu sitzen ist anstrengend, wenn man nicht angesprochen werden will. Denn es signalisiert – gewollt oder ungewollt – Ansprechbarkeit.
Damit Frauen trotzdem alleine in eine Kneipe gehen können, gibt es Stammkneipen. Was eine Stammkneipe für mich von anderen Kneipen unterscheidet ist die Tatsache, das man mich dort kennt und dass ich dort immer jemanden treffe, den ich kenne. Wer in seine Stammkneipe geht, sucht keinen Anschluss. Der Anschluss ist schon da.
In deiner Stammkneipe kommt deshalb auch niemand auf die Idee, dir den altbekannten Klassiker, „Na, so allein hier, schöne Frau?“ entgegen zu schmettern. Denn auch allein ist man dort nie wirklich allein.
Meine erste Stammkneipe waren die Flottmannhallen in Herne.
Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit: in den Flottis war immer jemand da, mit dem ich genau das tun konnte, was frau in Kneipen eben tut – etwas trinken, dummes Zeug quatschen, aktuelle Personenupdates (gossip!!!) einholen, Fußball gucken und bei zwei bis zwölf Kölsch die Probleme der Welt lösen. Da unterscheiden wir Frauen uns in keiner Weise von Männern.
In Bielefeld gab es zwei Häuser weiter das wunderbare „Abseits“. Eine Kickerkneipe der verschärften Art mit Sandboden, damit die Bälle nicht über den Boden rollen, in der Halbprofis mit Lederbandagen an den Handgelenken die Kickertische umringten, liebevoll jeden Kickerboden mit pinkfarbenem Sprühreiniger reinigten und sorgsam jeden Ball polierten, um – Absolute-Giganten-mäßig – den einen perfekten Zug spielen zu können.
Wunderbare Jungs, die ein wenig brauchten, um nicht jedes Mal wieder die Augenbrauen hochzuziehen, wenn ich sie forderte, und die mich viele bittere Niederlagen später (meine, nicht ihre) aber in ihr Herz schlossen. Jungs, von denen ich die Turnierregeln und den ein oder anderen Kickertrick gelernt habe. Das vor allem in Zeiten, in denen ich eigentlich an meiner Staatsarbeit hätte sitzen sollen.
Meine jetzige Stammkneipe – und vielleicht die beste Stammkneipe der Welt – ist die Ubierschänke hier im schönen Köln.
Dort bekomme ich mit dem ersten Fuß in der Tür ein perfektes Cola-Bier in die Hand gedrückt (danke Swetlana!), beim Fußballgucken fragt mich keiner, ob er mir irgendwas erklären soll (danke Jungs!), und der Türsteher begrüßt mich mit einem Küsschen auch in hektischsten Karnevalszeiten (danke Imad!).
Dafür bin ich der Ubierschänke auch immer treu. Denn Stammkneipentum heißt auch, dass man Zeit, Geld und Liebe in dieses Etablissement investiert und die ein oder anderen lange Nacht riskiert.
Wenn es sein muss, auch bis Sweti früh morgens um Fünf den Laden dicht macht…
Was Ursel und Tanja über Stammkneipen zu sagen haben finden Sie hier:
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