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Chloe Malle ist jetzt en Vogue

Chloe Malle Falls es jemand noch nicht gehört hat: Chloe Malle löst Anna Wintour ab und erhält den begehrten Posten als Chefredakteurin der amerikanischen Vogue.

Die Zeitschrift war für viele Leserinnen, auch für mich, in der Vergangenheit die monatlich erscheinende Bibel der Modewelt. Sie hatte immer die schönsten Cover, die besten Modefotos und auch beim Lesen der Artikel war alles gut. Doch seit vielen Jahren kämpft das Hochglanz-Modemagazin wie alle anderen Printmedien gegen sinkende Auflagenzahlen.

Viele Jahre lang war ich Abonnentin. Irgendwann hörte ich auf, sie zu lesen. Die Modestrecken waren zunehmend sonderbar, um nicht zu sagen: vollkommen abgedreht; die gezeigte Kleidung unerschwinglich und untragbar. Auch die Texte, besonders die über Hochzeiten in der ultrakonservativen amerikanischen High Society, hatten mit dem realen Leben nicht mehr das Geringste zu tun.

Die Spitze des Grotesken war der einmal im Jahr von Anna Wintour ausgerichtete Met Gala. Sie wurde zu einer Showbühne für fragwürdige Prominente ohne Geschmack und Glamour verwandelt.

Nach respektablen 37 Jahren im Amt hat jetzt Anna Wintour (75), die Frau mit der Sonnenbrille und der betonierten Fönfrisur, die dank eiserner Arbeitshaltung zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Modewelt wurde, die Chefredaktion an Chloe Malle übergeben.

Und wer ist Chloe Malle, die Neue  an der Spitze von Vogue?

Chloe Malles Vater war der 1995 verstorbene französiche Regisseur Louis Malle, ihre Mutter die amerikanische Schauspielerin Candice Bergen. Die Frankoamerikanerin wuchs in Los Angeles und New York auf, bevor sie Literaturwissenschaft an der Brown University und der Pariser Sorbonne studierte. „Es steht außer Frage, dass ich zu 100 Prozent von den Privilegien profitiert habe, in denen ich aufgewachsen bin”, sagte Chloe Malle letzte Woche im Interview mit der New York Times.

„Es wäre illusorisch, etwas anderes zu behaupten. Ich würde jedoch sagen, dass mich das immer dazu gebracht hat, noch härter zu arbeiten. Es war ein großes Ziel in meinem Leben, zu beweisen, dass ich mehr bin als nur die Tochter von oder jemand, der in Beverly Hills aufgewachsen ist.”

Auf ihrem Instagramkanal zeigt sich die 39jährige Mutter von zwei kleinen Kindern entspannt und humorvoll. Je mehr Fotos man von ihr sieht, desto sympathischer wird sie einem. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Manhattan. Die Sommerurlaube verbringt sie in Südfrankreich in der Nähe von Cahors auf dem Landsitz ihres 1995 verstorbenen Vaters.

Ihr Büro ist mit Lego-Modellen ihres fünfjährigen Sohnes dekoriert. Sehr sympathisch: Sie sieht sich als Journalistin und nicht als Autorität in Sachen Mode. Auf Fotos sieht sie häufig aus wie eine Intellektuelle im dicken Rollkragenpulli und Jeans oder im witzigen Blumenkleid und Bastkorb wie frisch am französischen Marktstand eingekauft.

Die erste Printausgabe unter der neuen Chefredakteurin wird voraussichtlich im Januar erscheinen. Chloe Malle hat bereits wesentliche Änderungen am Printprodukt von Vogue angekündigt. Die Ausgaben sollen in Zukunft weniger häufig und als Themenhefte erscheinen, gedruckt auf dickem, hochwertigem Papier und als Sammlerstücke betrachtet werden, die man im Bücherregal oder auf dem Coffee Table präsentiert und sich auch noch nach Jahren gerne und mit Genuss ansieht.

Vor Augen hat sie dabei das Designmagazin World of Interiors, dessen Ausgaben sie aufbewahrt. „Sie fühlen sich wie etwas an, das man nicht wegwerfen sollte, und das hat mit dem Papier zu tun und damit, dass sie sich in gewisser Weise wie historische Dokumente anfühlen.”

Chloe Malles Werdegang bei der amerikanischen Vogue

Chloe Malle arbeitet bereits seit 14 Jahren unter Anna Wintour. Sie fing als Partyreporterin an. Seit 2023 war sie für den online-Auftritt der amerikanischen Vogue und den Vogue-Podcast verantwortlich. Sie betreute Projekte wie Dogue (ein aufwendiger Cover-Wettbewerb für Hunde) und stellte während der letzten Präsidentschaftswahlen Jack Schlossberg, den provokanten Enkel von Präsident John F. Kennedy, als politischen Korrespondenten ein.

Ihre jüngste Titelgeschichte über Lauren Sánchez Bezos sorgte für Aufruhr in den sozialen Medien, wobei viele Kommentatoren meinten, dass sie als Jeff Bezos‘ neue Partnerin das Prestige eines Vogue-Covers nicht verdient habe.

Der Artikel erinnerte mich an das aufgeblasen geschmacklose Kardashian/West-Hochzeitscover.

Anna Wintour verteidigte ihn damals mit der Begründung, es sei eine mutige und äußerst kontroverse Entscheidung gewesen, die zwar zu vielen Kündigungen von Abonnements führte, sich aber besser verkaufte als jedes andere Vogue-Cover. Für mich hat sich nach diesem Cover etwas verändert. Es hat das Magazin für mich abgewertet. Ich habe nie wieder eine Ausgabe gekauft.

Auf die Frage, ob sie Melania Trump jemals auf das Cover bringen würde, lehnte Chloe Malle eine Antwort ab. Es sind spannende Zeiten!

 

Cerstin hat ausprobiert, Zeitschriften digital zu lesen. Mehr zu diesem interessanten Experiment finden Sie hier: https://stylerebelles.com/modezeitschriften-digital-ueber-readly-lohnt-sich-das/

 

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