Kleider sind wie Menschen. Es gibt sie in allen Facetten, extrovertiert oder schüchtern, warmherzig oder kühl, abgehoben oder bodenständig. Der Trenchcoat ist solide, aber auch ein bisschen langweilig; die Strickjacke ist so liebenswürdig wie fürsorglich; die Basttasche mit den bunten Wolltroddeln kann ziemlich albern sein, sie lacht gern und laut; das Kleine Schwarze denkt nach, bevor es redet und sagt dann immer etwas Schlaues; der Pullunder ist ein wenig schrullig; die Jogginghose nimmt es nicht so genau; das Blümchenkleid ist verträumt und bedächtig; der dunkelblaue Hosenanzug ist der Perfektionist, und die Jeans ist der verlässliche Retter in allen Lebenslagen.
Was kann eine Jeanshose, das andere Kleidungsstücke nicht können? Antwort: Alles! Die Jeans kann jugendlich und klassisch aussehen, maskulin und feminin, rebellisch und sogar elegant. An einer richtig guten Jeans kann man sich nicht leid sehen; sie ist ein Klassiker, der – wie das weiße T Shirt oder die weiße Bluse – nie aus der Mode kommt. Da sie aus einem quasi unzerstörbaren Gewebe besteht, hält sie ewig. Das lässt sich schon auf ihre Herkunft zurückführen. Schließlich erfand sie Levi Strauss ursprünglich als Arbeiterhose. Erst in den Fünfziger Jahren wurde sie zum Alltagskleidungsstück für Männer und Frauen. Eine Jeans ist neben dem weißen T Shirt das demokratischste Kleidungsstück der Welt, weil sie für Arm und Reich erschwinglich ist. Sie ist alters- und geschlechtsneutral. Sie steht dem jungen Marlon Brando in „Endstation Sehnsucht“, der schmollmündigen Claudia Schiffer in der Guess-Kampagne und der 81jährigen Jane Fonda bei ihrem Protest gegen den Klimawandel vor dem Kapitol in Washington.
Auf die Frage, welches Kleidungsstück als Basic der Garderobe einer Frau unverzichtbar ist, würde ich für mich antworten: eine Jeans, am besten in dunkler Waschung mit geradem, schmeichelhaftem Schnitt und hohem Bund. Weil sie superpraktisch ist und Figurprobleme kaschiert. Was ich an der indigoblauen Hose am meisten schätze: Sie lässt sich ideal kombinieren. Das sieht man auch an meinem Outfit oben, in dem ich durch Köln spazierte. Ich trug einen laut „Hier“ schreienden, knallroten Blazer, einen etwas aufgeregten Schal und ein hysterisch schnatterndes, opulent mit Pailletten besticktes Wollmützchen. Erst durch die schlichte, neutrale Hose wurden sie erwachsen und ganz meins: die Jeans.
Ja und die Handschühchen. waren die ganz vornehm, zurückhaltend und stumm? Blasierte Schönheiten?
Schön bist Du durch Köln gelaufen, Ursel. Ich hätte Dich bestimmt entdeckt und angesprochen…
Kölsche Grüße,
Susa
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Susa!!! Da bist Du ja wieder. Hatte Dich schon vermisst. Danke fürs herrliche Feedback und liebe Grüße.