Haben Sie auch das Gefühl, dass es wenige (zugegeben absolut triviale) Themen gibt, welche die Menschen im Lockdown so flächendeckend beschäftigen wie das Thema ‚Haare‘?
Die sogenannte Frisenkrise und die daraus resultierenden Krisenfrisen, haben in der ein oder anderen Form gender- und generationenübergreifend für Gesprächsstoff und manchmal auch ein wenig Heiterkeit gesorgt.
Frisenkrise 1 Stichwort FARBLOS
Vielleicht der in der Zielgruppe dieses Blogs prominenteste Aspekt dieses Themas: das Haarefärben. Frauen, die jahrelang monatlich zum Friseur zum Haare färben gepilgert sind, standen plötzlich vor einer Entscheidung: rauswachsen lassen oder selber färben. Viele Frauen, wie zum Beispiel Ursel, haben den ersten Lockdown zum Anlass genommen haben, mit dem Färben aufzuhören und zu den grauen Haaren zu stehen. Manche aus der Not heraus – wer hat schon einen Friseur oder eine Friseurin im engsten Freundeskreis, der oder die sich erbarmt? Andere aber auch, weil man ja kaum mehr den Fuß vor die Tür setzt. Soziale Interaktionen sind auf ein Minimum reduziert, entsprechend groß die Freiheit dieses Experiment einfach mal zu wagen.
Andere, wie Tanja, wagten ein anderes Experiment: mit einer Haarfarbe aus dem Drogeriemarkt selbst Hand anzulegen.
Ich persönlich gehe genau zwei Mal im Jahr zum Friseur zum Spitzen schneiden. Gegen die zunehmende Ergrauung habe ich eine Tönung, die ich für 20 Minuten einwirken lasse und dann rauswasche. Fertig. Die Friseurschließunge machen mir persönlich also nicht viel aus, aber natürlich würde ich es der Friseurin meines Vertrauens von Herzen wünschen, dass sie ihren Laden ganz bald wieder öffnen kann.
Wo mir aber Farbe fehlt ist ganz klar an den Augenbrauen und Wimpern, die ich sonst alle vier Wochen färben lasse.
Ohne das Brow Duo von Clarins (Augenbrauen-Puder und Augenbrauen-Mascara, vereint in einem einzigen Produkt) und jede Menge Wimperntusche sehe ich aus wie Boris Becker, entsprechend groß ist meine Utensilienkiste mittlerweile. Einer meiner ersten Beautytermine, das sei an dieser Stelle verraten, ist der bei meiner Kosmetikern. Ich freue mich schon jetzt darauf, morgens nicht mehr auszusehen wie ein Fisch.
Frisenkrise 2 Stichwort UNFÖRMIG
Kennen Sie diesen Cartoon… Eine leicht bekleidete Person steht am Straßenrand und sagt zu einer Person in einem vor ihr stehenden Auto :“für 50 Euro mache ich was du willst“ und die Person im Auto fragt zurück: „auch Haare schneiden?“
Als der Mann meines Lebens kürzlich mit großen Augen und einem Haartrimmer vor mir stand, erbarmte ich mich. Was soll ich sagen, zwei Stunden später wusste ich, was ich natürlich zuvor auch schon wusste, nämlich warum dieser Job ein Ausbildungsberuf ist. Sicherlich hat es auch nicht sonderlich geholfen, dass der Mann zwischendurch immer wieder ins Bad stürzte, um sich mit zwei Spiegeln zu versichern, dass er nicht so aussah, als hätte ihn seine fünf Jahre alte Schwester mit der Bastelschere bearbeitet. Na, sagte er zum Schluss, für die Videokonferenz wird’s reichen.
Beim zweiten Mal war ich schneller und der Mann nicht mehr ganz so nervös. Trotzdem fiebern wir beide dem Zeitpunkt entgegen, wenn wir diesen Job wieder einem Profi überlassen können.
Eine Freundin von mir (mit Mann und zwei Söhnen) besitzt mittlerweile sogar einen eigenen Plastikumhang. The things we do for love, sag ich nur.
Stichwort ÜBERALL
Im letzten Mai traf ich mich draußen mit einer Freundin auf einen Kaffee. Der Lockdown war vorbei, die Zahlen gut, das Wetter schön. Beide trugen wir Sommerkleider und, tadaa, Leggings. Nicht weil es kalt war. Nein, weil wir noch keinen Waxing-Termin bei der Kosmetikerin unseres Vertrauens hatten ergattern können. Empfehlungen bzgl. Enthaarungscremes, elektrischen Rasierern und Kaltwachsstreifen werden unter Freundinnen weitergegeben wie früher dieser Sauerteig namens Hermann.
Mittlerweile bin ich sogar Besitzerin eines Epiliergerätes. Aua. Aber wenigstens keine Stoppeln, wenn Sie verstehen was ich meine.
Ich habe lange überlegt, ob ich angesichts der ernsten Lage, über ein so triviales Thema schreiben darf wie dieses.
Denn natürlich geht es hier um Leben und Tod, um Existenzen, um Ängste und um gravierende Einschränkungen. Ich bitte also um Entschuldigung, wenn es so rüber kommt, als nähme ich die aktuelle Situation auf die leichte Schulter.
Ich wünsche mir und allen unseren Leserinnen und Lesern von Herzen, dass wir diese Pandemie bald im Griff haben, dass die Friseursalons und die Kosmetikstudios wieder öffnen können und diese bis dahin auch haben durchhalten können.
Bis dahin halten Sie die Ohren steif, wenn es sein muss, auch zu Hause unter der Mütze.
Auf keinen Fall kommt dieses Thema hier “ oberflächlich“ an!!
Es tut gut nach all den Albträumen, durchdachten Expertenmeinungen und Nachrichten so nett Geschriebenes über den profanen Alltag zu lesen….
Das witzige Bild hat mich schon erheitert, danke!
Autor
Ach, wie schön. Vielen Dank für diesen lieben Kommentar, genau so war es gedacht.
🙂