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Lieber Issey Miyake! Danke für alles.

Issey Miyake ist tot: Eine Hommage an meinen Lieblingsdesigner Der große Issey Miyake ist tot, gestorben am 5. August im Alter von 84 Jahren. Seine Designs leben weiter, auch in meiner Garderobe. Es ist ein Privileg und dafür bin ich dankbar.

Die schwarze Issey Miyake Pleats Please Hose mit Kleid und Mantel erhielt ich als Geschenk, da war ich Mitte 30.

Man glaubt es ja kaum, aber der Beste unter den Männern hatte die Kombination entdeckt, als ich noch keine Ahnung hatte, wer Issey Miyake war. Der Mann schon, er hat ein Händchen für alles, was innovativ und schön ist.

Dreieinhalb Dekaden später trage ich die Teile in unterschiedlichen Variationen immer noch sehr, sehr gerne. Sie sind und waren immer dabei: bei vielen Hochzeiten und leider auch schon bei einigen Beerdigungen, bei wichtigen beruflichen Stationen und bei meinem Ausstieg aus dem Berufsleben. Sie haben alles mitgemacht. Lachen und Tränen, Schritte auf dem Weg ins Alter und die damit verbundenen Figurveränderungen. Sie haben immer überall hingepasst, sich angepasst, haben jedes Pfündchen zu viel verziehen, waren immer da, wenn ich mal wieder dachte, ich hätte für einen besonderen Anlass nichts anzuziehen.

Ein besonderes Miyake-Einkauferlebnis hatte ich vor vielen Jahren mit Cerstin, als wir meine Freundin Monica in New York besuchten. Im Issey Miyake-Shop an der Madison Avenue entdeckten wir einen Mantel. Dunkelblau, ein Alleskönner, aus einem High-Tech-Material, das die Trägerin im Sommer kühlt und im Winter wärmt, mit einem weiten Schnitt und vielen Falten und Biesen, die ihm etwas absolut Exzeptionelles und Supercooles verleihen. Ich war hin und weg und total überwältigt, zog ihn an und ganz schnell wieder aus. Unmöglich, sagte ich mir. Schließlich kauften sich andere Leute zum Preis dieses Mantels eine Einbauküche.

Zurück in Deutschland wurde mir klar, dass ich überhaupt keine verdammte Einbauküche brauchte. Ich hatte doch eine Küche und nicht einmal eine schlechte. In den folgenden Tagen entdeckte ich ganz neue Seiten an mir. Ich entwickelte einen nahezu detektivischen Spürsinn, mit dem ich das gute Teil nach nächtelangen Recherchen im Internet in einem Geschäft in Düsseldorf entdeckte. Ich fuhr hin, zog es an – und wieder aus. Der Preis war wirklich der Hammer! Noch teurer als in New York! Mir ist bis heute völlig schleierhaft, woher ich den Mut nahm, dann endlich die kleinkrämerische Rechnerei zu beenden und mir meinen Traummantel zu schenken.

Er wurde meine zweite Haut. Sein Preis hat sich in fast zwei Dekaden längst amortisiert, Ich trug ihn überall, sogar beim Schneeschuhwandern in den Bergen, beim völlig verregneten Urlaub im Baskenland (hier der Fotobeweis), im Flugzeug, auf dem Fahrrad und immer wieder vor allem dann, wenn ich mich bei schwierigen Anlässen geborgen und einzigartig fühlen wollte. Ich dachte sogar daran, ihn anzuziehen, wenn ich dereinst ins Grab steige. Mannometer, selbst da hätte er mir noch gut gestanden! Doch leider, leider nahm ich ihn vor drei Wochen mit nach Edinburgh – und seither ist er …. Na, Sie wissen schon.

Miyake prägte mit seinem Werk die Modewelt.

Seine Plissee-Kreationen gehören, genau wie der Rollkragen-Pullover, den er für Steve Jobs entwarf, zu seinen berühmtesten Designs. Der Designer war schon lange ein schwerkranker Mann. Er litt an Leberkrebs. 1938 in Hiroshima geboren, war er gerade einmal sieben Jahre alt und saß im Klassenzimmer, als die Amerikaner die Atombombe über der Stadt abwarfen. Über das traumatische Erlebnis sprach er nicht gerne, er wollte nicht als der „Designer, der die Bombe überlebt hat“ gesehen werden, wie er einmal in einem Beitrag für die New York Times schrieb.

Dennoch prägte die Bombe sein Leben. Seine Mutter erkrankte infolge der Strahlung und starb drei Jahre nach dem Angriff. Er selbst trug eine Rückenmarks-Verletzung davon, dessen Folge war, dass er sein Leben lang leicht hinkte. Letztlich aber war es dieses Erlebnis, dass ihn zum Design brachte. Er habe, wenn auch erfolglos, versucht, diese Erfahrung hinter sich zu lassen und statt an Zerstörung zu denken, Schönheit und Leichtigkeit zu erschaffen, schrieb er einmal. Auch diese Geschichte nimmt ihn sehr für mich ein.

Als Kind wollte er Tänzer oder Sportler werden, bevor er sich für die Modezeitschriften seiner Schwester begeisterte und seine Faszination für die Welt der Mode entdeckte.

Wer mehr über sein Leben wissen möchte: Die Feuilletons werden in den nächsten Tagen voll davon sein. Wahnsinnig schöne Bilder von seinen Designs werden die Nachrichten begleiten. Man wird gute Laune bekommen und ins Träumen geraten, wenn man Issey Miyakes elegante Kreationen sieht. Das ist eigentlich ziemlich viel und sagt alles über das Können dieses Mannes, angesichts der sehr traurigen Tatsache, dass es doch um seinen Tod geht.

 

Wir drei Bloggerinnen sind uns einig in unserer Begeisterung für Issey Miyake. Tanja zum Beispiel trägt seine Schuhe und Taschen.

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2 Kommentare

  1. Tina von Tinaspinkfriday
    11/08/2022 / 06:35

    Ich hoffe Du bekommst den Koffer mit dem Mantel wieder! Der hat ja eine richtige Geschichte.
    Seine unvergleichlichen Designs werden weiterleben.
    Liebe Grüße Tina

  2. Ursel
    Autor
    11/08/2022 / 08:23

    Danke Dir, liebe Tina.

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