Nachdem im Mai der Winter noch einmal zurückgekommen ist, liegt hier oben nun wieder Schnee – auf 2275 Meter Höhe auf dem Kronplatz in Südtirol. Der Berg, der zu den besten Skigebieten Europas zählt, hat sich in den letzten Jahren auch zu einem Pilgerort für kulturinteressierte Touristen gemausert. Neben Zaha Hadids im Auftrag des Bergsteigers Reinhold Messner gebauten „Messner Mountain Museum“ wurde am 7. Januar 2019 ein weiteres Museum eröffnet. Es trägt den Namen LUMEN.
LUMEN, lateinisch für „Licht“, braucht man bekanntlich, möchte man gute Fotos machen. LUMEN rückt die Bergfotografie in den Mittelpunkt seiner Ausstellung, die in dem vierstöckigen Gebäude, einfach und luxuriös zugleich, auf so interessante Weise präsentiert wird, dass sie selbst Flachländler wie mich begeistert hat. Durch Videos, Projektionen, Installationen und Fotografien wird inmitten der einzigartigen alpinen Kulisse das Thema Bergfotografie zu einem sehr spannenden Erlebnis.
Die Ausstellungsmacher berücksichtigen die Geschichte der Bergfotografie genauso wie Fotokunst aus aller Welt. Dabei helfen Kooperationen mit der Zeitschrift „National Geographic“, die jährlich Sonder- und Wechselausstellungen kuratieren wird.
Einer der Themenschwerpunkte ist “Berge und ihr Marketing”. Hat die Vermarktung des Berges vor 150 Jahren noch recht naiv begonnen, so erreicht sie mittlerweile Auswüchse, die von kritischen Fotografen durchaus besorgt zur Kenntnis genommen werden. Ein anderer Aspekt ist die Frage, welchen Einfluss die Politik auf die Rezeption der Berglandschaft hat. Mit dem Aufkommen der Nationalstaaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Ideologisierung des alpinen Raums: Plötzlich wurden um Berge und Gipfelregionen politische Grenzen gezogen. Berge wurden zu identitätsstiftenden Symbolen der Nationalität. Die Ausstellung beleuchtet den Berg als Symbol der Macht, der Siegertypen und Siegernaturen.
Interessante Einblicke in die neuesten Technologien zum Thema Alpinsport eröffnet der Adrenalin Raum. Der weltweit größte Wettbewerb für Sportfotografie präsentiert hier die außergewöhnlichsten und kreativsten Bilder als multimediale Installationen Der Spiegelsaal bietet den Besuchern eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Atmosphäre der Berge. Man geht hinein, sieht sich zu allen Seiten, nach unten und nach oben hundertfach gespiegelt und fragt sich: Wo hört die Realität auf und wo beginnt die Illusion?
Mein Highlight: Die Kamera von vorne, die eigene Vorderansicht in die Endlosigkeit fortgespiegelt. Eine unheimliche Echokammer, ein nervös vibrierender und doch auch verlockend-schimmernder Spiegelraum im Discolicht.
Wo?: Museum LUMEN Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr. Letzter Einlass: 15.30 Uhr. Letzte Bergbahn talwärts: 17 Uhr
Für den Fall, dass Sie nach dem Besuch der Ausstellung hungrig geworden sind: Im Museum der Bergfotografie befindet sich zudem ein Bistrot unter der Leitung von Südtirols einzigem Drei-Sternekoch Norbert Niederkofer: Das Alpinn.