Politisches kam bei uns auf dem Blog schon manchmal vor, von Trump bis Brexit. Dass ich mich aber einmal entscheiden würde – mich im Prinzip dazu verpflichtet fühle – hier über Krieg in Europa zu schreiben: damit habe ich nicht gerechnet. Aber so ist es nun. Wir haben es Putin zu verdanken. Ein Mann, der auch bei den anderen Themen hier im Hintergrund schon immer eine Rolle gespielt hat. Aber mir geht es hier eigentlich nicht um Putin, denn seine Rolle ist klar. Er hat die Ukraine angegriffen und ist ein Kriegstreiber. Ich denke vor allem an die Situation der Ukrainer. An ihren Mut, den sie tagtäglich in ihren belagerten Städten beweisen. Wie würde man selbst in so einer Situation reagieren? Ich habe schon immer gehofft, dass man sowas nie wird rausfinden müssen. Ukrainer haben den Luxus dieser Vorstellung jetzt nicht mehr. Für sie ist es Realität.
Und auch genau davon berichteten viele der Sprecher auf der Demo in Edinburgh
Wie in vielen Städten Europas und auf der ganzen Welt – zum Beispiel auch in Berlin – fand auch hier in der Hauptstadt Schottlands eine Demonstration statt. Zunächst an zwei Orten in der Innenstadt und dann mit einem Protestzug zum Parlament. Der war nicht angekündigt gewesen, aber es kamen so viele Leute zusammen, dass die Polizei keine Wahl hatte und ihn losziehen lassen musste. Aber zunächst eben die Reden im Zentrum. Den größten Eindruck hinterließen die Geschichten von Sprechern mit Familie in der Ukraine. Wir hörten von Angst, Flucht und Widerstand. Auf Seiten der Sprecher selbst vor allem von Sorge um Angehörige und Freunde – und Verzweiflung darüber, nicht mehr machen zu können.
Besonders beeindruckt haben mich aber auch zwei andere Dinge
Zunächst die vielen jungen Leute auf der Demo. Sie wussten ganz genau, warum es nun so wichtig ist, dass wir die Ukraine unterstützen. Aber auch berührend fand ich die vielen Geschichten von Sprechern aus aller Welt. Zum Beispiel der in Edinburgh lebende Amerikaner, der von seinem Bruder erzählte. Er ist mit einer Ukrainerin verheiratet und es wird bald Nachwuchs geben. Sie leben in den USA, aber wie und wann wird der Nachwuchs die Ukraine kennenlernen? Wird es das Heimatland der Mutter überhaupt noch geben? Oder der Pole mit Heimatstadt an der Grenze zur Ukraine. Er berichtet von all den Dingen, die die Bewohner der Stadt dort zur Unterstützung ganz direkt leisten. Und die Frau aus Georgien, die den Krieg auf die Ukraine als Angriff auf unser aller Freiheit beschreibt.
Aber wie passt nun dieser Post auf den Blog?
Er passt natürlich so oder so als Reflektion einer Situation, in der auch wir uns nun alle befinden: ein Angriff auf Europa. Aber die Verflechtungen von Putins Macht reichen eben auch viel direkter in manche Bereiche all unserer Leben. Und dabei denke ich jetzt nicht nur an russisches Gas. Wer zum Beispiel durch London streift, wird schnell Spuren finden. Wir sind hier alle kleine Fische und was man direkt tun kann, ist eingeschränkt. Aber bestimmte Akzente kann man direkt setzen. Poster und Plakate an einem friedlichen und sonnigen Tag in Edinburgh sind dabei eine Möglichkeit. Direkt bewirken sie in vielerlei Hinsicht wenig, aber als Solidaritätskundgebung sind solche Dinge ganz wichtig. Alle Ukrainer bei der Demo haben dies gestern ganz deutlich gesagt.
Und so stehe ich mit der Ukraine und auch ganz deutlich hier. Es wird Putin nicht stoppen, aber die Solidarität der Welt leistet einen wichtigen Beitrag. Ich hoffe, er wird genügen.
Danke für diesen wichtigen Post mit den Bildern aus Edinburgh. Gerade weil wir hier augenblicklich so wenig tun können für die Menschen in der Ukraine, finde ich Solidaritätsbekundungen jeder Art wichtig und sie machen Mut.
Herrn P. werden wir nicht damit beeindrucken, wie unmenschlich geht er mit den Menschen in „seinem“ Land um,die auch keinen Krieg mit der Ukraine wollen.
Deshalb sind die Bilder der Solidarität jetzt gerade ( auf allen Blogs) so wichtig und wohltuend!