Ein Haus in Paris war immer ihr Traum. Mit Platz zum Wohnen und Arbeiten für sich und ihren Mann und mit einem Garten. Im Jahr 1927 war es endlich soweit. Sophie Taeuber-Arp ((1889-1943) hatte genug Geld zusammen. Sie konnte ihre Tätigkeit als Lehrerin an einer Kunst- und Gewerbeschule in Zürich aufgeben und nach Paris, ins Zentrum der Kunstwelt ziehen, um als freie Künstlerin zu arbeiten.
Der Lebensmittelpunkt der Arps wurde ein nach Sophie Taeuber-Arps Plänen gebautes Wohn- und Atelierhaus. Ein passendes, bezahlbares Grundstück war schnell gefunden. Es liegt in der rue des Chataigniers in Clamart-Meudon-Val.Fleury, einem südlichen Vorort von Paris, 7 km vom Stadtzentrum entfernt.
Sophie Taeuber-Arps Haus ist ein Traum
Wie eine archaische Skulptur steht das dreigeschossige Haus vor mir, als ich es in im letzten Sommer besucht habe. Von außen wirkt es wie ein wuchtiger Monolith. Innen ist es schlicht und bescheiden. Im Erdgeschoss befanden sich Bad und Küche, hier lebten die Arps und empfingen ihre Gäste. Sophie Taeuber-Arps Atelier und der gemeinsame Schlafraum befanden sich in der zweiten Etage, in der ersten Etage hatte Arp seinen Arbeitsraum. Die Hausherrin entwarf für ihr Haus schlichte, grau gestrichene Holzschränke, Kästen und Regale, die sie variabel zu Sideboards oder Regalen zusammensetzen konnte.
Sophie Taeuber-Arp war keine ausgebildete Architektin. Umso erstaunlicher ist ihre mutige, kompromisslose Handschrift beim Bau des Hauses. Es ist aus dem regionalen graubraun bis ockergelb changierenden Mühlsandstein gebaut, auf eine glatt verputzte Fassade wurde verzichtet, sodass es wie eine rohe, aus einem Block gearbeitete Steinskulptur wirkt. Ein Wohn- und Atelierhaus, das bis heute in seiner modernen, reduzierten Formensprache einen scharfen Kontrast zu den gemütlichen Einfamilienhäuser in der Nachbarschaft bildet.
Der Bau des Hauses war kompliziert. Das steil abfallende Grundstück musste vor Baubeginn aufgeschüttet werden, was viel Geld verschlang. Die finanziellen Mittel des Künstlerpaares waren begrenzt, und so gab es sogar die Überlegung, gar nicht erst einzuziehen und das Haus zu vermieten. „Das Haus zu vermieten und in ein Atelier zu ziehen hat auch nicht viel Zweck. Von der Miete würde uns nach Abzug der Hypothekenzinsen nur soviel bleiben um gerade ein Atelier in der stadt zu mieten, eine Wohnung.“ Doch zum Auszug kommt es nicht. Die aRps bewohnen das Haus von 1928 bis zu ihrer Flucht vor den Nazis im Juni 1940.
Der hinter dem Haus liegende Garten hatte für Sophie Taeuber einen hohen Stellenwert. Sie ließ vier geometrisch gestaltete Beete anlegen. An ihre in Zürich lebende Schwester schrieb sie: „Meudon ist sehr schön, es ist ein großer Wald und Park, der von hier bis nach Versailles geht, die Bäume sind prachtvoll und da wir ganz am Waldrand wohnen, haben wir wirklich viel davon. Gegen Morgen ist im Wald ein unbeschreibliches Vogelkonzert. Ich kenne nur die Nachtigall und den Kuckuck, dazwischen krähen die Hähne und bellen die Junder der Nachbarschaft, sonst härt man keinen Ton. (…) Heute hat nun endlich der Gärtner angefangen. Es ist alles sehr kompliziert in einem fremden Land.“
Die Arps führten ein geselliges Leben in Meudon. Hans Arp hatte gern Gäste; hauptsächlich er pflegte die Kontakte zu Sammlern und Galeristen, die für das Künstlerpaar existenziell waren. Er führte sie durch sein Atelier, zeigte Arbeiten, diskutierte. Sophie Taeuber-Arp übernahm die Rolle der Hausfrau und Gastgeberin, manchmal auch widerstrebend. „Es ist immer viel mehr los als uns lieb ist, vor allem hat eine Art Besuchsepidemie eingesetzt und ich weiss manchmal nicht mehr, ob ich eigentlich Köchin geworden bin. So gerne ich Besuch habe, so ist doch das ewige Treppenrennen und Schüsselklappern nicht gerade lustig, besonders wenn man arbeiten möchte.“
Die Künstlerin konnte nicht viele Sommer in ihrem Haus mit dem schönen Garten verbringen. 12 Jahre nach ihrem Einzug mussten die Arps im Juni 1940 vor den Nazis fliehen. Ihre im Haus entstandenen Kunstwerke mussten sie zurücklassen.
Heute wird das Haus von der Fondation Jean Arp unterhalten. Es kann besichtigt werden, am besten nach Voranmeldung.
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Weitere Infos zum Buch finden Sie hier: https://stylerebelles.com/unangepasst-kuenstlerinnen-und-ihre-kleider/