Viele Menschen haben Angst vor dem Alter. „Alt“ genannt zu werden, gilt als Beleidigung, ähnlich wie „häßlich“ sein oder „krank“ sein. Dabei ist es doch, wenn man mal richtig überlegt, ein Privileg, alt zu sein, noch da zu sein. Junge Leserinnen werden sich vielleicht über diese Aussage wundern. Aber jede Leserin, die in jungen Jahren erkrankt ist oder einen geliebten Menschen verloren hat, wird wissen, was damit gemeint ist.
Junge Leserinnen – wer ist das überhaupt? In unserem Blog, der sich an Frauen ab 40 richtet, sind es in meinen Augen die, die sich heute in den Vierzigern und Fünfzigern befinden. Meine Mitautorinnen Tanja und Cerstin sind für mich junge Frauen. Sie sind deutlich nach 1965 geboren. Ich bin Jahrgang 1953, gehöre zum grauhaarigen Drittel der Bevölkerung und bin somit eine Expertin fürs Alt sein.
Man kann sein Alter auf gute und auf weniger gute Weise leben. Ein wichtiges Merkmal für ein gutes Alter: Man ist noch einigermaßen gesund und nimmt das Alter an. Bei vielen älteren Menschen wächst im Alter die Überzeugung, das Leben im Griff zu haben. Man ist frei. Frei von der Verantwortung für die Kinder, von der Meinung anderer und davon, anderen oder sich selbst noch etwas beweisen zu müssen. Wenn man Glück hat, ist man auch finanziell frei. Die Rente oder Pension wird pünktlich zu Monatsbeginn überwiesen, und es ist hoffentlich so viel Geld, dass man sich Gedanken darüber machen kann, wie man es ausgeben möchte.
10 Erkenntnisse kluger Menschen, warum Sie Ihre Angst vor dem Alter loslassen können
- Wenn du das Glück hast, alt zu werden, dann solltest du das feiern. Iris Apfel
- Die Rente, das habe ich begriffen, ist nicht der Anfang vom Ende, sondern die schönste Lebensphase. Patricia Riekel
- Man kann mehr als ein Dessert bestellen. Nora Ephron
- Je älter ich werde, um so mehr begrüße ich den Zufall, mein bisheriges Leben in einem Zeitraum verbracht zu haben, der von der Verderbnis des Krieges nicht berührt war. Silvia Bovenschen
- Entweder du trägst deine Kleider dein Leben lang mit Stil oder du gehst eben als Schlampe ins Grab. Dorothy Parker
- Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Anthony Hopkins
- Die letzten vier Jahre Psychoanalyse sind Geldverschwendung. Nora Ephron
- Mit 55 hast du über der Taille eine hängende Rolle, auch wenn du schrecklich dünn bist. Diese hängende Rolle über deiner Taille ist besonders von hinten gut zu sehen und zwingt dich dazu, die Hälfte der Kleidungsstücke in deinem Schrank auszusortieren. Das gilt besonders für weiße Blusen. Nora Ephron
- Laut singen, auch wenn man unmusikalisch ist. Sich bei einem Tanzkurs anmelden, nachmittags ins Kino gehen und zwei Filme hintereinander anschauen. Es ist einfach herrlich, wenn man sich alles erlaubt, was man sich früher nicht traute, um nicht bei irgendjemand anzuecken. Patricia Riekel
- Einmal fragte mich jemand, ob ich glaube, in meinem Leben etwas versäumt zu haben. Ich war erstaunt, dass mir gar nichts einfiel. Ich gab die Frage an meine Freundin S.Sch. weiter. Sie überlegte lange. Ich wartete auf eine dramatische Antwort. Dann sagte sie: „Ich bin nicht Motorrad gefahren.“ Mir fällt auch noch etwas ein: Ich konnte nie auf zwei Fingern pfeifen. Silvia Bovenschen
Zum Abschluss noch ein schöner Satz von Kurt Kister aus der Süddeutschen Zeitung vom letzten Wochenende: „Die Zukunft ist grau. Aber grau wird hiermit zur schönen Farbe erklärt.“
Die Erkenntnis, dass das Alter kein Makel sondern ein Privileg ist, ist inzwischen selbst in der so jugendfixierten Modewelt angekommen. Dies zeigt die Kampagne mit der britischen Schauspielerin Maggie Smith.
Liebe Ursel,
ich schreie „ja“!
Vor 4 Jahren habe ich meinen 60sten Geburtstag gefeiert.
Ich war sehr krank, wusste nicht, ob ich überlebe und hatte keine Haare.
Aber ein schönes Fest mit Menschen, die ich liebe und mag.
Dieses Jahr feiere ich meinen 65. Und feiern reicht als Bezeichnung nicht aus.
Ich darf da sein. Ich darf leben, werde geliebt und kann lachen.
Das empfinde ich als unfassbares Privileg. Dankbarkeit!
Und Haare habe ich auch wieder 😉
Liebe Grüße
Sara
Autor
Danke, liebe Sara, dass Du Deine berührende Geschichte mit uns teilst. Du hast meine ganze Bewunderung für Deine Stärke und Deinen Mut. Eine schwere Zeit liegt hinter Dir. Jetzt kommen nur noch Schönes – und viele weitere Geburtstage.
Sehr herzlich.
Ursel
Liebe Ursel,
ein sehr schöner Beitrag von Dir. Zu 90% genieße ich mein Alter und mein jetziges Leben sehr. Ich weiß nicht, ob es unbedingt 100% werden oder sein müssen.
Herzliche Grüße,
Susa
Autor
Danke, liebe Susa, für Dein schönes Feedback. Es freut mich dass es Dir gut geht. 100% sind sowieso überschätzt.
Liebe Ursel……was für ein schöner und wahrer Beitrag.Auch ich hatte im letzten halben Jahr so meine Gesundheitlichen Probleme und so manches Mal bekommt man es mit der Angst.Ich habe mich damit jetzt arrangiert und es ist nun mal so,man wird nicht jünger..Das Arbeitsleben hat auch seine Spuren hinterlassen,aber es ist doch so schön das man jetzt seinen Tag einrichten kann wie man mag.Frühstücken so lange wie man möchte und dann rein in das schicke Lieblingskleid.Ich hoffe es geht Ihnen gut und Sie geniessen den Frühling.ImJuni fahren wir wieder zu Frau Watschinger ins schöne Drei Zinnen Hotel.Für Heute verbleibe ich mit den besten Grüssen aus Magdeburg,Ihre Maren
Autor
Liebe Maren, tut mir sehr leid, das zu hören. Aber lassen Sie sich nicht unterkriegen. Ganz herzliche Grüsse!
P.S. Im Juni soll es in Sexten am schönsten sein.