Frauen Ü60 und ihre Kleider: Ich bin so frei!

Leider hat das Alter bei vielen jüngeren Menschen ein Imageproblem. Häufig wird es reduziert auf die Abnahme von Attraktivität und intellektueller Fähigkeiten, auf Verlust von Vitalität, auf  Verfall und Hilflosigkeit. In diesem Zusammenhang wird gerne Bette Davis zitiert mit ihrem Satz: Das Alter ist nichts für Feiglinge. Ich musste 50 werden, um zu verstehen, dass Älterwerden nicht selbstverständlich ist. Überhaupt ein Alter zu haben, ist ein Geschenk, ein Privileg.

Auf meinem 60. Geburtstag sah ich mir meine mit mir älter werdenden Freundinnen an und dachte:  Ja, wir alle werden mit den Jahren rundlicher und faltiger, aber dafür sind wir gelassener als früher. Schönheit steckt in jedem Gesicht, aber viele Frauen, die so alt sind wie ich oder älter, sehen einfach richtig gut aus, interessant und eigenwillig – Eigenschaften, die ich mit Menschen verbinde, die ich gerne näher kennenlernen würde, egal wie alt sie sind. Viele ältere Frauen wissen, dass man nie zu alt ist, um neue Dinge auszuprobieren, auch modisch. Manche nutzen Kleidung als eine Rüstung gegen das Altern. Oder sie verabschieden sich aus guten Gründen von modischen Überzeugungen, die ihnen in jüngeren Jahren wichtig waren. Diese zum Beispiel:

High Heels? Nein danke!

Auch wenn High Heels bei vielen jüngeren Frauen als das Nonplusultra gelten, bemitleidet man als erwachsene Frau die 20Jährigen, die auf 11 Zentimeter hohen Absätzen durch die Gegend staksen. Haben wir auch gemacht, aber irgendwann gewusst: Zu hohe und unbequeme Schuhe sind das Ende des Wohlfühlens und des guten Stils.

Andere mit unserem Äußeren beeindrucken? Nein danke!                                                                              

Während man als junge Frau noch meint, jede Menge Menschen (Freundinnen, Rivalinnen, Männer) beeindrucken zu müssen, weiß die erwachsene Frau, welche Kleidung und welche Frisur ihr gut stehen, welches Make-up ihre Persönlichkeit unterstreicht und welcher Lippenstift sie durch einen anstrengenden Tag bringt. Mit der Kleidung versteckte politische Botschaften vermitteln, sich Aufbrezeln und Aufdonnern, um anderen zu imponieren oder einem bestimmten (Vor-)Bild zu entsprechen, war früher. Nichts macht eine Frau so interessant wie diese lässige Mir-doch-egal-Haltung.

Alle Trends mitmachen? Nein danke!

Für die 20Jährige mögen Kleider aus schwarzen Spitzengardinen, Kruzifix-Ketten oder Jeans mit Schlag eine aufregende Neuheit sein, aber ältere Frauen haben fast alle Trends schon mindestens einmal mitgemacht. Deshalb hält sich ihre Begeisterung für die neuen Schnitte, Muster und Farben in Grenzen. Mode verstehen sie als ein Spiel, bei dem man eigentlich nichts falsch machen kann. Sie tragen Pullis zur Marlene-Hose, Kleider in sanften Farben, Hosenanzüge aus fließenden Stoffen und alles, was ihnen am besten steht und was von  kleinen Pölsterchen ablenkt und eine schöne Silhouette macht.

Billige Fähnchen made in China tragen? Nein danke!

Das Gute am Nicht-mehr-ganz-jung-Sein ist, dass der Kleiderschrank voll ist und man eigentlich nichts Neues mehr braucht. Wenn man sich ein neues Teil kauft, achtet man auf eine ungewöhnliche Idee, Qualität und gutes Handwerk. Bei farbenfrohen Hängerchen und Tigerprints von Zara sollte man sich überlegen, mit welchem Hungerlohn das Mädchen in Bangladesh, das sie im Akkord näht, abgespeist wird. Auch ästhetisch sind solche Kleidungsstücke selten ein Gewinn. Die erwachsene Frau aber will vor allem in dem, was sie trägt, ein gutes Gewissen haben, kleine Hersteller unterstützen, die auf Nachhaltigkeit und faire Produktionsbedingungen achten, und sich wohl fühlen. Keine Frage, dass sich das auch auf die Ausstrahlung auswirkt.

Sie möchten wissen, was die Kleidung von Frauen Ü60 so interessant macht? Schauen Sie doch mal hier.