Jane Birkin, Stilikone und eine Hälfte des in den 1960er Jahren interessantesten Paares Frankreichs, wurde durch ihren Partner, den Chansonsänger Serge Gainsbourg berühmt. Er sang mit ihr das Skandallied „Je t´aime – moi non plus“. Wegen Birkins gestöhnten Orgasmus landete es in vielen Ländern auf dem Index. Trotzdem oder vielleicht gerade darum wurde es zu einem Welterfolg. Später sagte sie dazu den sehr coolen Satz, der zur Legendenbildung um ihre Person unbedingt beitrug: „Für ein einziges Lied berühmt zu sein, ist auch okay.“
Die in London geborene Wahlpariserin, Schauspielerin, Poetin und Mutter von drei Töchtern aus drei Beziehungen verkörperte in den 1960er Jahren die Freiheits- und Lebenslust einer neuen Generation. Sie sang, ohne es zu können, doch das tat sie ganz reizend. Und sie wurde zu einer Modeikone, aber man darf sie sich um Himmels Willen nicht als Modepüppchen vorstellen. Mode interessierte sie nicht die Bohne!
Die junge, schlanke Frau mit dem langen Pony und dem Zahnlücken-Lächeln sah anders aus. Nach langen Ferien am Mittelmeer, nach Ungezwungenheit und Leichtigkeit. Kein Make up, wenig Stoff, kein Schmuck. Ihre langen Beine schauten unter gerade geschnittenen, unaufgeregten Kleidchen hervor, steckten in Jeans und Schlaghosen, dazu trug sie schlichte T-Shirts, natürlich ohne BH.
Berühmt wurde ihr Auftritt an der Seite Serge Gainsbourgs auf einer Gala in Paris im Jahr 1969, auf der sie ein spektakulär durchsichtiges weißes Häkelkleid trug, unter dem ein Hauch von Dessous und viel nackte Haut hervorschimmerte. Zu einer Zeit, als Filmdiven wie Sophia Loren und Gina Lollobrigida sich konventionell weiblich kleideten, wirkte das provozierend und sehr verführerisch.
War es Ironie, knallhartes Kalkül oder einfach ein genialer Schachzug, dass der Luxuskonzern Hermès eine der teuersten Handtaschen der Welt ausgerechnet nach einer Frau benannte, die nicht so aussah, als würde sie die obszön hohe Summe ausgeben, die interessierte Damen und Herren in den Kauf einer Birkin – Bag investieren müssen. Im Alter erzählte sie einer englischen Journalistin, sie habe alle ihre Birkin – Bags Wohltätigkeitsorganisationen gegeben.
Wer Fotos von ihr jenseits der 70 sieht, käme nicht darauf, dass 70 üblicherweise als alt gilt. Alles, was sie brauchte, trug sie in den großen, tiefen Taschen ihrer Herren-Cordhosen. Auf die Frage, ob sie stolz sei auf ihre Verbindung mit der berühmten Tasche, antwortete sie herrlich selbstironisch: „Es ist lustig, wenn etwas nach dir benannt ist. Wenn ich zu Auftritten in New York bin, fragen mich die Leute oft, ob ich ´Birkin, die Tasche` bin und ich sage: `Ja, und gleich singt die Tasche.`“
Letzte Woche ist Jane Birkin in Paris gestorben. Sie hat befürchtet, dass sie uns nur auf Grund einer Tasche in Erinnerung bleiben würde. Keine Sorge, liebe Jane Birkin. Wir wissen: Die Welt ist um eine beeindruckende Frau ärmer geworden.
Wie die Firma Hermès die Entstehungsgeschichte der Birkin Bag darstellt, erfahren Sie hier: https://www.hermes.com/de/de/content/297699-birkin/
Wir bei Stylerebelles mögen es ein klein wenig bodenständiger. Hier unsere Gastbloggerin Dagmar über ihre Traum-Tasche: https://stylerebelles.com/statement-bag-die-handtasche-fuers-leben/