Wie begeht man denn eigentlich den Brexit? Heulend in der Ecke sitzen? In den schottischen Highlands verstecken? Irgendwo nach Kontinentaleuropa? Alles Möglichkeiten, die ich sicherlich mal im Kopf durchgespielt habe. Aber irgendwie doch alles nicht richtig, jetzt, wo es wirklich so kam. Auch wenn ich es immer angenommen hatte, war der Tag natürlich trotzdem schwierig. Aber irgendwie muss man ja durch, und am besten dann doch mit anderen gleichgesinnten – bei einer Eurotrash-Party. Immerhin ist das doch so, wie wir EU Bürger seit Jahren behandelt worden sind: wie Müll.
Eurotrash
Natürlich ist das pure Selbstironie. Aber die kann ja manchmal helfen. Und so wollte ich natürlich auch gerne ein visuelles Statement dazu machen, und liess mir bei Tatty Devine eine Eurotrash-Kette anfertigen. Als ich am Freitag in den Laden kam um sie abzuholen, grölten draussen Brexit-Befürworter „Rule Britannia“. In Soho kam das nicht gut an. Alle Mitarbeiter von Tatty Devine trugen eine European-Kette aus der EU & Me Kollektion, die Stimmung war gedrückt. Für vielen Briten ist der Brexit natürlich einfach nur katastrophal: sie haben ihn nie unterstützt, und nun gibt es auch noch eine so extreme Version.
So einige Lacher
Danach weiter in eine Bar. So ganz ohne Alkohol ging das alles am Freitag natürlich nicht. Aber immerhin produzierte dort, und bei der eigentlichen Party, meine schöne neue Kette so einige Lacher. Wie soll es auch sonst gehen. Die Party selbst fand in einem Bierkeller statt – das war eher Zufall, aber ich fand es natürlich besonders passend. Bratwurst, Krakauer und Nürnberger Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffelbrei … da kann man den Brexit wenigstens mal zeitweise vergessen.
Um 23 Uhr, als der Austritt von vielen wie das neue Jahr begrüsst wurde, war es dann natürlich für uns bei der Party trotzdem nicht einfach. Und auf dem Weg zur „after party“ liefen wir auch noch Brexit-Befürwortern in die Arme, die uns sogleich als Verlierer beschrien. Wie ich schon öfters einmal schrieb, dieses Lands ist jetzt so zerrüttet, wie noch nie zuvor. Wie das hier in irgendeiner Weise nochmal wieder besser werden soll, ist mir nicht klar.
Ich jedenfalls bleibe einfach erstmal selbstironisch der Eurotrash. Boris Johnson sieht uns EU Bürger ja sowieso schon so.
Wenn ihr mehr über die Erfahrungen von EU Bürgern in Großbritannien lernen wollt, dann empfehle ich diese Dokumentation aus dem Europamagazin. Sie entstand letzte Woche bei einem „EU Pub Crawl“ in London.