Es gibt unzählige Superlative, die auf Iris Apfel zutrafen. Viele davon bezogen sich auf ihr Alter: Sie war die älteste Influencerin der Welt, die älteste Stilikone und natürlich das älteste Supermodel. Mit 97 Jahren nahm sie die Agentur IMG unter Vertrag.. Nun ist Iris Apfel im Alter von 102 Jahren gestorben, in ihrem Zuhause in Palm Beach, Florida.
Was für eine traurige Nachricht – trotz des hohen Alters der Verstorbenen. Denn Iris Apfel war nicht einfach eine schrullige alte Dame, die mit ihren auffälligen, runden Brillen, den vielen Ketten und Armreifen, den bunten Kleidern und bunten Pelzen aussah wie eine Phantasiegestalt. Die neugierige, lebenslustige und weltoffene alte Dame war vor allem eine Symbolfigur dafür, dass man nicht in Grau oder Beige alt werden muss. Und sie bewies, dass in unserer jugendfixierten Gegenwart auch Falten als Zeichen von Lebenserfahrung noch etwas zählen.
Ein schönes Paradox
Ausgerechnet eine alte Frau, die gerne auf Flohmärkten und im Souk in Tunesien einkaufte, avancierte zum Star der Modewelt. Sie setzte Trends mit einem wilden Mix aus unterschiedlichen Epochen und aus teuer und billig. Sie trug ein golden-braunes Lanvin-Abendkleid aus den 1980er Jahren zu Armreifen aus Bhutan aus dem späten 19. Jahrhundert, dazu eine Kette aus Tibet vom Trödler. Oder sie kombinierte einen schwarzen Blazer zu einen Hopi-Federrock und Schaffellstiefeln. So wurde sie auch zu einem Vorbild für eine nachhaltige, sich gegen Konsum und Trends richtende Ast, sich zu kleiden.
Iris Apfel war mutig und unangepasst
Die Modeausstellung, die ihr das Costumes Institute des Museum of Modern Art 2005 widmete, da war sie 84 Jahre alt, trug den Titel „Rara Avis“ – was so viel bedeutet wie „seltener Vogel“. Gezeigt wurden 82 Kleidungsstücke und 300 Accessoires, darunter Bakelite Ketten aus den 1930er Jahren, Armspangen aus Tibet, ein Lammfellmantel aus der Mongolei und ein Reisekostüm im Tigerfellmuster, das sie selbst entworfen hatte.
Im Alter von 90 plus machte sie unter anderem Werbung für Kate Spade, MAC Cosmetics, Macy´s, Citroën, H&M, Le Bon Marché – und gemeinsam mit dem deutschen Topmodel Toni Garrn für die Münchner Marke Aigner. Selbstironisch bezeichnete sie sich selbst als „geriatric starlet“. Damit stieß sie auch den Trend zu älteren Models an. Joan Didion für Céline, Grace Coddington für Calvin Klein, Joni Mitchell für Saint Laurent wären ohne ihre Vorarbeit nicht denkbar gewesen.
Iris Apfel wurde so populär, weil sie authentisch war
In die Herzen vieler auch nicht unbedingt modeaffiner Menschen schaffte sie es nicht nur durch die Ausstellung im MoMA, sondern noch einmal zehn Jahre später durch die Dokumentation „Iris“ unter der Regie von Albert Maysles.
Sie zeichnete sich durch eine gesunde Selbsteinschätzung und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein aus. Eine der vielen Anekdoten, die sie selbst gerne von sich erzählte, war die, dass sie die erste Frau in New York gewesen sei, die Jeans getragen habe. Ob das stimmt, weiß niemand, aber das zu behaupten, war ihr wichtig.
Die jüngste alte Frau, die je die Mode mit ihrer Anwesenheit bereichert hat. hielt sich durch ihre unkonventionelle Art und durch ihren stilistischen Maximalismus jung. Im August soll ein Buch über ihr Leben herauskommen. Der Titel: „Colourful“.
Warum wir alle ein bisschen wie Iris Apfel sein sollten, lesen Sie hier: https://stylerebelles.com/warum-wir-alle-ein-bisschen-wie-iris-apfel-sein-sollten/
Zu den 10 besten Zitaten von Iris Apfel geht es hier: https://stylerebelles.com/iris-apfel-eine-authentische-stilikone-ohne-regeln-ihre-10-besten-zitate/
