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Melania und Jill – First Ladies, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Am Ende musste Ralph Lauren ran. Oder durfte. Als Melania Trump vor knapp vier Jahren bei der Amtseinführung ihres Ehemanns Donald im Januar 2017 den ersten Auftritt als First Lady absolvierte, trug sie ein himmelblaues Kleid aus Kaschmir, das Lauren, eine Galionsfigur der amerikanischen Mode, für sie entworfen hatte. „Der Amtsantritt des Präsidenten ist ein Anlass für die Vereinigten Staaten, sich der Welt im besten Licht zu zeigen“, ließ Ralph Lauren damals fast beschwichtigend wissen. Melania Trumps Kleiderwahl war ein Glaubenskrieg vorausgegangen. Zwei Wochen nach der Präsidentenwahl im November 2016 hatte Modemacherin Sophie Theallet zum Boykott aufgerufen. Sie warf Donald Trump eine Rhetorik aus Rassismus, Sexismus und Fremdenhass vor und forderte ihre Kollegen auf, nicht für die Newcomer im Weißen Haus zu arbeiten. Derek Lam, Zac Posen und Tom Ford folgten Theallets Aufruf. Diane von Fürstenberg, eigentlich überzeugte Anhängerin der Demokratischen Partei, Thom Browne und Tommy Hilfiger schlugen sich auf die Seite der frischgebackenen First Lady. „Melania ist eine sehr schöne Frau. Jeder Designer sollte stolz sein, sie anzuziehen“, ließ Tommy Hilfiger wissen. Zu viel Politik in der Mode, sagte der New Yorker, schade nur.

Melania Trump hatte eine besondere Gabe, wie ihr Ehemann zu polarisieren und zu spalten – mit ihrer Kleidung. Immer wieder pickte sie genau die Outfits heraus, die eine Steilvorlage für Spott und Kritik boten. Wie eine Figur aus „Dynasty“ oder „The Bonfire of Vanities“ – so beschreibt Vanessa Friedman, die Modekritikerin der NYT, die laute, grelle Kostümparty, die die Frau von Donald Trump im Weißen Haus gefeiert hat.

Ihr Stil war abgehoben wie ein Gang über die Fifth Avenue vom Trump Tower Richtung Süden, vorbei an den Boutiquen von Dior, Givenchy, Chanel, Celine, Dolce & Gabbana and Gucci. Der Rede ihres Mannes nach seiner Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner lauschte sie andächtig in einer pinkfarbigen Valentino-Bluse. Zum G8 Treffen in Italien erschien sie in einer Dolce&Gabbana-Jacke zum Preis von 58000 Dollar.

Der Parka mit dem Aufdruck „I really don’t care do you?“, den sie ausgerechnet zum Besuch eines Aufnahmecenters für Flüchtlingskinder, die von ihrern Familien getrennt worden waren, trug, wirkte wie der ausgestreckte Mittelfinger. Wie auch die Safari-Outfits, die sie ebenfalls 2018 auf ihrer Afrikatournee trug. Oder die Designer-High-Heels, in denen sie während Katastrophe 2017 in Texas durch die betroffenen Gebiete stolzierte.

Während Vorgängerinnen wie Michelle Obama, Laura Bush und Hillary Clinton an der Seite des Präsidenten eine Nische für sich schafften und soziale Projekte anstießen, blieb Melania Trump, von Beruf Model, meist „arm candy“. Selbst Be Best, ihre Kampagne für die emotionale Gesundheit von Schülern, kam über hübsche Fotos kaum hinaus. „Sie ist eben von Berufs wegen eine gutaussehende Person“, sagte die amerikanische Modekritikerin und Pulitzer-Preisträgerin Robin Givhan schon vor Melania Trumps Umzug nach Washington.

Ganz anders Dr. Jill Biden.

Sie will bodenständig wirken, die nette Amerikanerin von nebenan. Und entsprechend kleidet sie sich auch. Im Wahlkampf sah man sie häufig in Jeans, Blazer und Bluse – schick, aber bloß nicht aufgetakelt. Der Stil: Junggebliebene Mutter beim Elternabend. Die Bidens präsentieren sich gerne als ganz normale Familie aus der US-amerikanischen Mittelschicht (obwohl sie dieser finanziell und statusmäßig natürlich längst entwachsen sind) und distanzieren sich von den Trumps, die sie gerne als abgehobene Milliardärsfamilie der New Yorker Upper Class darstellen. Wie sich ihr Mann als Anti-Trump inszeniert, gibt sich Jill als Anti-Melania. Die Botschaft: Ich kümmere mich um euch – und nicht bloß um mein Aussehen.

Jill Biden studierte Englisch auf Lehramt, erwarb zwei Master-Abschlüsse und promovierte in Pädagogik. Beim Parteitag der Demokraten ließ sich die 69-Jährige aus einem Klassenraum einer High School in Wilmington zuschalten, in der sie früher Englisch unterrichtet hatte. Auch nachdem ihr Mann 2008 zum Vizepräsidenten in der Obama-Regierung gewählt wurde, arbeitete Dr. Biden weiter als Dozentin an einem Community College. „Lehrerin zu sein ist nicht, was ich tue, es ist, was ich bin“, schrieb die frühere „Second Lady“ in ihren Memoiren. Auch als First Lady will sie weiter in ihrem Beruf arbeiten. Damit könnte sie die erste Präsidentengattin werden, die neben ihren offiziellen Aufgaben noch eine Anstellung hat.

Man kann ziemlich sicher sein, dass Jill Biden eine ganze Liste an Projekten hat, die sie als First Lady angehen könnte: Als Pädagogin ist Bildung natürlich ihr großes Thema. „Ich will, dass die Menschen Lehrer wertschätzen und ihre Leistungen kennen, um den Beruf zu fördern“, sagte sie in einem Interview. Bereits in ihrer Zeit als „Second Lady“ engagierte sie sich zusammen mit Michelle Obama für die Familien von Soldaten. Aber auch der Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs ist ihr ein Anliegen, seit ihr Stiefsohn Beau 2015 an einem Hirntumor starb.

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2 Kommentare

  1. Irene Guevara
    20/01/2021 / 14:16

    Hallo Ursel,
    Ich bin nach 8 Jahren Houston/Texas letzten Juli nach Deutschland zurückgekehrt, habe also den ersten und hoffentlich einzigen Hurricane meines Lebens live miterlebt. An den Auftritt von „FLOTUS“ kann ich mich noch sehr gut erinnern. Im Großraum Houston mit seinen fast 7 MIo. Einwohnern gab es keine Gummistiefel mehr, neben vielem anderen und wichtigeren Dingen, und Melania kommt in High Heels. Das hatte was. Das hat sogar die traditionell sehr geschminkten und aufgebrezelten Texanerinnen umgehauen.

  2. Ursel
    Autor
    20/01/2021 / 15:08

    Einer ihrer ersten stilistischen Fehltritte – und mit Dir als quasi Augenzeugin. Das ist ja großartig! Danke für Deine Schilderung, liebe Irene.

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