Als ich jünger war, kam mir Skilanglauf vor wie Kreuzworträtsel lösen: langweilig, altmodisch, ein Hobby für Rentner in ausgebeulten Trainingsanzügen, die in der Loipe mit ihren wackligen Skiern kämpften. Ich trug einen knallroten Anzug und wedelte Abfahrtspisten runter. Langlauf war für später.
Später ist offensichtlich jetzt. „Sssisch sssisch sssisch“ macht der Schnee. Neben dem knirschenden Geräusch höre ich nur den Wind und ab zu singt ein Vogel. Ich gleite auf Langlaufskiern durch Südtirol. Was für ein Spaß!
Wer sagt, Skilanglauf sei ein Sport für alte Leute, hat noch nie auf den schmalen Brettern mit den ungeschliffenen Kanten gestanden. Klar, im Vergleich zu einer schwarzen Abfahrt oder zur Buckelpiste kommt man auf Langlaufskiern nur sehr gemächlich voran. Aus der Puste gerät man aber trotzdem – auf sehr gesunde Art. Beim Langlaufen geht es um Fitness – und um Erholung für den Geist. Falls Sie mit dem Gedanken spielen, unter die Langläufer zu gehen, hier 5 Tipps:
1. Das Oberengadin, Seefeld und die Seiser Alm gelten als die landschaftlich schönsten Langlaufgebiete. Seitdem Urlaub in der Schweiz so teuer wie ein Kleinwagen geworden ist, fahre ich nach Südtirol, jedes Jahr für zwei Wochen. Der Vorteil gegenüber Seefeld: Die Südseite der Alpen ist sonniger, und die klassischen Langlaufgebiete liegen auf schneesicheren Höhen zwischen 1500 und 2000 Metern.
2. Vor dem Start ins Langlaufabenteuer steht die Wahl der Ausrüstung. Sportliche Skater, die den Schlittschuhschritt beherrschen wollen, brauchen kurze Skating Ski und lange Stöcke für den Abstoß. Vor allem aber brauchen sie bewegliche Hüften und richtig viel Kraft in den Armen und Beinen. Schönwetter-Langläufer wie ich, denen es reicht, in der Loipe gemütlich dahinzugleiten, brauchen konventionelle Ski, Skischuhe und Stöcke.
3. Eine Skiausrüstung kann man für ca. 150 Euro am Ende der Saison im Winterschlussverkauf kaufen. Anfängerinnen sollten die Ausrüstung im Skiort ausleihen und vor dem Erwerb eigener Skier erst mal testen, ob sie bei diesem Sport bleiben wollten.
4. Wichtig ist Kleidung, mit der man in der Loipe weder schwitzt noch friert. Ich trage Merino-Sportunterwäsche, die schön warmhält, nicht kratzt und geruchsneutral bleibt. Für alles, was man darüber anzieht, gilt das schöne Motto: Alles kann, nichts muss. Die Oberbekleidung sollte in erster Linie bequem und atmungsaktiv sein. Denn auch als gemütliche Langläuferin gerät man schnell ins Schwitzen.
5. Die Skilangläuferin braucht keinen teuren Skipass und keinen Unterricht. Skilanglaufen kann eigentlich jeder Mensch, was es auch älteren Neueinsteigern ermöglicht, diesen Sport auszuüben, jedenfalls wenn es ihnen reicht, klassisch in der Spur zu fahren. Skater sollten für ein paar Stunden einen Skilehrer nehmen. Meine persönliche Erfahrung: Es sah so leicht aus, was der ungefähr hundertjährige Skilehrer vormachte. Doch mir krachten nach zwei Stunden fast die Hüft- und Armknochen ein. Über den Rest wollen wir den Mantel des Schweigens hüllen.
Was ich am konventionellen Skilanglaufen besonders liebe: Man bewegt sich in der frischen, klaren Gebirgsluft. Dabei wird der gesamte Körper, also alle Muskeln, alle Gelenke und auch der Kreislauf in Schwung gebracht. Bis zu 1000 Kalorien soll man dabei angeblich pro Stunde verbrauchen. Das ist schon deshalb ganz wunderbar, weil man sie sich beim Mittagessen in der Skihütte wieder drauffuttern kann. Denn ganz ehrlich: Warum machen wir denn Sport? Ich jedenfalls ausschließlich, um danach mehr essen können. Herr Ober, bitte ein Radler, ein Steinpilzrisotto und zum Dessert 2 Portionen Apfelstrudel mit Vanillesauce.
Und was trägt die Langläuferin zum Après Ski? Hier ist die Antwort.