Wie wahnsinnig glimpflich sind wir doch letztes Jahr zu Karneval noch einmal davon gekommen, denke ich oft.
Klar, da gab es dieses Virus in China, aber so richtig betroffen waren wir, das dachten wir zumindest, davon nicht. Dachten ist das Zauberwort. Denn während wir letztes Jahr Weiberfastnacht als Ladies am Ascot Ladies Day verkleidet vorm Haus Müller lachten, tanzten und sangen, hatte das Superspreader Event in Heinzberg bereits stattgefunden und am Rosenmontag feierten wir u.a. mit drei Damen, die gerade aus dem Skiurlaub in Ischgl zurück gekehrt waren.
Et hätt noch emmer joot jejange („Es ist bisher noch immer gut gegangen.“), mag man als erstes denken, aber heute, knapp ein ganzes Corona-Jahr später, weiß man, gut gegangen ist hier mal gar nichts.
Aber: Wat wells de mache? („Was willst du machen?“). Jammern hilft nicht, will ich auch gar nicht. Denn ganz ehrlich, es gibt kein Land in dem ich in der letzten Zeit lieber gelebt hätte als in diesem. Mit einer Regierung die, bei allen Dingen, die man vielleicht kritisieren mag, dieses Land so reflektiert und sorgsam und gut durch diese schwierige Zeit gelenkt hat. Für kein Geld der Welt, wollte ich diesen Job machen, und dementsprechend dankbar bin ich, dass ihn Menschen machen, die ihn eben nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die um den besten Weg ringen, die verstehen, was exponentielles Wachstum bedeutet und die ohne Aluhut und Stammtischparolen einen politischen Diskurs führen können und wollen.
Bin ich traurig, dass ich dieses Jahr nicht so feiern kann wie letztes Jahr? Sehr! Finde ich es aber trotzdem sinnvoll? Absolut!
Denn et es wie et es („Es ist, wie es ist.“ ) und vor allem: Et kütt wie et kütt („Es kommt, wie es kommt.“), drum machen wir einfach das Beste draus.
Ein schönes Beispiel ist die Initiative #karnevalzohus, die ein Mensch mitinitiiert hat, der für seine legendären Karnevalspartys am Rosenmontag bekannt ist.
Mein lieber Freund und Kupferstecher Marc Warmbier, im Bild der zweite von links, weiß wie man Karneval feiert. Unvorstellbar für ihn die Idee, dieses im Lockdown nicht zu tun.
Und weil Karneval dieses Jahr nun mal nicht wie gewohnt statt finden wird, haben Marc und sein Team „Karneval zohus“ ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Et bliev nix wie et wor („Es bleibt nichts, wie es war.“), aber das Gute, das sollte man bewahren. Und so bietet diese Online-Plattform allen Jecken der Region eine schnelle Übersicht über die vielen kleinen und großen digitalen Ersatzformate – inkl. virtueller „Veedelskneipe“.
https://www.karneval-zohus.de/
Wer mehr über das spannende Angebot erfahren möchte, kann hier gerne hier mal reinhören: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-toene-texte-bilder-beitraege/audio-digital-karneval-feiern-100.html.
Und auch wenn ich mich dieses Jahr mit meinen Freundinnen und Freunden nicht vorm Haus Müller sondern nur in einer Videokonferenz treffe, so leben wir doch trotzdem die Idee der fünften Jahreszeit, getreu dem Motto Drinks de ejne met? („Trinkst du einen mit?“) nur eben digital.
Kostüm, Karnevalsmusik und Kölsch (naja, wer mich kennt, weiß, dass das nur halb stimmt 😉 ) inklusive.
Auf den Karneval zohus ein dreifaches Kölle Alaaf, Kölle Alaaf, Kölle Alaaf!
Und bis zum nächsten Jahr, liebe Freundinnen und Freunde der fünften Jahreszeit, maacht et joot, ävver nit zo off („Macht es gut, aber nicht zu oft.“)